Werft des Oligarchen und Präsidenten Poroschenko auf der Krim wird sozialisiert 

Die Verwaltung der Stadt Sewastopol auf der Krim , die nach dem Putsch in der Ukraine 2014 Russland beigetreten ist, hat beschlossen, 13 Industriebetriebe, darunter auch die Werft Sewmorsawod des ukrainischen Staatschefs Pjotr Poroschenkos, zu nationalisieren und somit zu sozialisieren.

Wie die Stadtverwaltung auf ihrer Webseite informiert, wurde die Entscheidung — nach Zustimmung des Stadtparlaments – getroffen und vom Gouverneur von Sewastopol Sergej Menjailo unterzeichnet. Diese Maßnahme sei notwendig, um den Betrieb dieser Konzerns sicherzustellen. Dies liege sowohl im Interesse der Stadt als auch im Interesse von Zehntausenden Arbeitnehmern und somit im sozialpolitischen Interesse.

Die Regierung von Sewastopol hatte ursprünglich vorgeschlagen, insgesamt 35 Unternehmen ins Eigentum der Hafenstadt zu überführen. Der Vorstoß wurde jedoch vom Parlament als dem russischen Recht widersprechend abgelehnt. Auf der neuen Liste stehen nur noch 13 Unternehmen. Die meisten sind im Bereich Schiffsbau und —Reparatur tätig und mit Poroschenkos Sewmorsawod verbunden.

Laut Sewastopol-Gouverneur Sergej Menjailo sind die Produktionsanlagen von Sewmorsawod stark verschlissen und haben einen akuten Modernisierungsbedarf.

Sewmorsawod wurde bereits 1783 gegründet und entwickelte sich zu Sowjetzeiten zum größten Schiffsbauunternehmen in Sewastopol. Seit 2010 gehörte Sewmorsawod zum Konzern Ukrprominvest des ukrainischen Präsidenten und Milliardärs Pjotr Poroschenko. Im September schrieb Poroschenko die Werft zum Verkauf aus.

Die Krim gehörte seit 1783 zu Russland, bevor der sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow 1954 diese Schwarzmeer-Halbinsel symbolisch von der Russischen Sowjetrepublik an die Ukrainische Sowjetrepublik – beide im Bestand der Sowjetunion – „verschenkte“. Nach dem Zerfall der Sowjetunion im Dezember 1991 blieb die von Russen dominierte Krim automatisch in der Ukraine.

Nach Ansicht mancher Völkerrechtler wurde durch die Teilung des Landes die Schenkung somit nichtig. 

Am 16. März 2014 stimmte die Krim-Bevölkerung in einem Referendum mehrheitlich für eine Abspaltung von der Ukraine und für eine Wiedervereinigung mit der Russischen Föderation. Zwei Tage später unterzeichneten der russische Präsident Wladimir Putin und die Regierung der Krim einen Vertrag über die Aufnahme dieser Schwarzmeerhalbinsel und der Stadt Sewastopol in die Russische Föderation.

Der Anlass für das Referendum war der Februar-Umsturz in Kiew, bei dem die Opposition Präsident Viktor Janukowitsch entmachtet und eine von Nationalisten geprägte Regierung gestellt hatte. Westliche Staaten haben den Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch und die von der Opposition gestellte Regierung anerkannt, jedoch nicht das darauf gefolgte Referendum auf der Krim.