Volkswehr der Aufständischen erobert angeblich Debalzewo

Trotz der vereinbarten Waffenruhe und dem Rückzug schwerer Kriegsmaschinerie fließt das Blut im ostukrainischen Krisengebiet weiter. Jetzt sind die prorussischen Separatisten in die Stadt Debalzewo eingerückt. Foto: dpa

Nachdem Nazi-Milizen auf  der Seite der ukrainischen Nationalgarde von Anfang an die Waffenruhe abgelehnt hatten und eingschlossene ukrainische Truppen immer wieder versuchen, aus dem Kessel von Debalzewo auszubrechen, hat die Volkswehr von Donbass massive Gegenangriffe auf die ukrainischen Verbände gestartet. Dabei sind ca. 100 ukainische Kämpfer ums Leben gekommen. 

 

Der Vizechef des Volkswehrstabs Eduard Bassurin teilte am Dienstag mit, dass die ukrainische Armee in den vergangenen 24 Stunden 94 Soldaten an Toten verloren habe.

Auf der Seite der Volkswehr seien sechs Kämpfer getötet und 27 weitere verletzt worden. Laut Bassurin versuchen die eingeschlossenen ukrainischen Truppen immer wieder, aus dem Kessel auszubrechen, und haben in den vergangenen 24 Stunden mindestens 70 Mal das Waffenstillstandsabkommen von Minsk gebrochen. Die Volkswehr schlage die Angriffe zurück.LEB GARANICH

„Im Debalzewo-Kessel kommt es tags und nachts zu Zusammenstößen“, sagte Bassurin weiter.

Nach seinen Angaben befinden sich bis zu 5000 ukrainische Soldaten im Debalzewo-Kessel. Hunderte Soldaten hätten sich bereits der Volkswehr ergeben. Bessurin versprach, die kapitulierten Soldaten an deren Familienangehörige zu übergeben, sobald die ukrainische Armee das Feuer einstelle. Die Regierung in Kiew hatte zuvor die Berichte über eine massenhafte Kapitulation bei Debalzewo als falsch zurückgewiesen.

Die Milizen der Donezker Volksrepublik hatten Anfang Februar im Raum des wichtigen Eisenbahnknotenpunkts Debalzewo, ca. 50 km nordöstlich von Donezk, 6000 bis 8000 ukrainische Soldaten in die Zange genommen und dann auch völlig eingeschlossen.

Die Regierung in Kiew bestritt das zunächst.

Am Montag teilte der Kiewer Sicherheitsrat mit, dass die Truppen sich auf einen gewaltsamen Ausbruch aus dem Kessel vorbereiten würden. Seit dem 15. Februar gilt in der Ost-Ukraine ein Waffenstillstand, der am 12. Februar in Minsk unter Vermittlung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, des französischen Präsidenten Francois Hollande und des russischen Staatschefs Wladimir Putin ausgehandelt worden war, berichten russische Medien.

Der Anführer der faschistischen ukrainischen Gruppierung Rechter Sektor ( Bewaffneter Arm der Swoboda) , Dmitri Jarosch, hat angesichts „hoher Verluste“ der ukrainischen Kräfte bei Debalzewo den Militär-Flügel seiner Organisation in erhöhte Bereitschaft versetzt. „Die Lage an einigen Frontabschnitten ist kritisch“, schrieb Jarosch am Dienstag bei Facebook.

„Die Situation bei Debalzewo ist für die ukrainische Seite extrem schwierig geworden. Unsere Verluste nehmen unproportional und, gelinde gesagt, spürbar zu“, schrieb der Anführer. Wenige Minuten später wurde der Eintrag gelöscht.
„Ich befehle der militärpolitischen Bewegung Rechter Sektor, darunter Einheiten und Verbänden des Ukrainischen Freiwilligen-Korps, das Personal in erhöhte Kampfbereitschaft zu versetzen und zusätzliche Formationen aufzustellen“, hieß es.

Debalzewo ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Grenze zwischen den selbsternannten Republiken Donezk und Lugansk im Osten der Ukraine. In der Kleinstadt kreuzen sich Eisenbahnwege aus Charkow, Mariupol, Rostow am Don, Taganrog und Moskau.

Nach Angaben der Donezker und der Lugansker Volkswehr ist derzeit bei Debalzewo eine 6000 bis 8000 Mann starke Gruppierung der ukrainischen Streitkräfte eingekesselt. Am Dienstag meldete die Volkswehr, dass Debalzewo „zu 80 Prozent unter unserer Kontrolle“ ist.