Ein persönliches Wort

von Ralph T. Niemeyer

Es stört mich beileibe nicht, daß man mich schilt ein Linker zu sein, ein Sozialist, ein Pazifist, ein Antikapitalist, denn ich pflege stets eine differenzierte Betrachtung und kann zu meinen daraus gewonnen Schlüssen und einer grundlegenden, vernunftgebundenen Erkenntnis uneingeschränkt stehen, ebenso wie ich zu meiner Vergangenheit und den Brüchen in meiner Biographie stehe.

Ja ich habe Fehler gemacht, aber es hat sich bislang keiner gemeldet, der diesbezüglich Ansprüche gegen mich erhoben hätte, weil er durch irgendeine meiner Handlungen geschädigt worden wäre.

Es stört mich daher nicht, wenn ich verunglimpft werde, da ich reinsten Gewissens bin.

Ich habe auch niemals den Stalinismus in irgendeiner Form verherrlicht, gleichwohl ich mich nach intensiver Befassung mit diversen historischen Bezügen gegen jegliche historische Vergleiche wende. Putin ist kein neuer Stalin, Gabriel kein wiedergeborener Noske, Merkel nicht die Wiedergängerin von Bismarck, DIE LINKE nicht die Fortsetzung der KPD, die AFD nicht die Neugründung der NSDAP, obgleich deren Financiers zum Teil aus selbigen Familien entstammen. Wenn auch viele Konstellationen, Handlungen und begangene Fehler auf allen Seiten zu historischen Vergleichen verleiten, darf Geschichte, damit sie sich nicht in ähnlicher Form wiederholt nur als Lehrstück dienen und nicht zum Vergleich herangezogen werden.

 

Ich habe die DDR nie als Ganzes verteidigt, aber hinterfragt, wer es sich erlauben mag aus gläsernen Palästen heraus einerseits Befehle zu grundgesetzwidrigen deutschen Militäreinsätzen, Sozialraub und Rüstungsexporten zu geben und zugleich mit Steinen vermeintlicher Rechtsstaatlichkeit auf diejenigen zu werfen, die all das, was die Apologeten des Neoliberalismus zu verantworten haben eben nicht verbrochen haben, als sie in Verantwortung standen.

 

 

Wenn die DDR ein solcher Unrechtsstaat gewesen sein soll, wie hauptsächlich von Alt-BundesbürgerInnen behauptet, dann kann man nur feststellen, daß mit dem Beitritt zum Rechtsstaat BRD ein gewaltiger Rechtsruck des vermeintlichen Unrechtsregimes vollzogen wurde, denn auch in der BRD gibt es politisch motivierte Verfolgung, Menschenrechte mit Füßen tretende Geheimdienste und staatlich verantwortetes Töten.

 

Wer die so genannten Mauertoten respektiert wird sie nicht in der politischen Auseinandersetzung mißbrauchen. Es bringt auch nichts tote Juden, Kommunisten, Homosexuelle, Sozialdemokraten und Widerstandskämpfer gegen tote Opfer des Stalinismus oder gegen tote Indianer aufzurechnen.

Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür heißt es und in diesem Sinne habe ich mich differenzierter zur DDR geäußert, als die meisten meiner westdeutschen Landsleute.

 

Es stört mich nicht, daß man mir ab und an vorwirft, die DDR zu verteidigen, denn wenn ich dies tue, dann nur in der Form, daß ich die undifferenzierte Argumentation nicht übernehme. Ich wäre, so ich in der DDR gelebt hätte, sicherlich einer der ersten Kritiker derselben geworden, aber heute bin ich gezwungen denjenigen, die wenn sie in der DDR gelebt hätten, die letzten gewesen wären, die es gewagt hätten sie zu kritisieren, zu widersprechen.

 

Es stört mich auch nicht, daß andere, vielleicht sogar die Mehrheit meiner Mitmenschen, mir in meinen Schlußfolgerungen nicht zu folgen vermögen.

Es scheint diejenigen, die eine andere Meinung vertreten als ich es tue, hingegen unglaublich zu wurmen, daß sie mir, der ihnen ihre Meinung läßt, die ihrige nicht aufzwingen können, denn die Tatsache, daß mich auch das nicht stört, macht mich unglaublich stark.