Spaniens neue Linkspartei Podemos ist stärkste Partei 

Die Podemos-Bewegung um Pablo Igelsias (mi.) ist nur acht Monate nach Gründung bereits die stärkste politische Kraft in Spanien. (Foto: dpa)

Spaniens neue Linkspartei Podemos (Wir können) liegt nach einer Studie in der Gunst der Wähler vorn. Nach einer Umfrage der Madrider Zeitung "El Mundo" könnte die zu Jahresbeginn gegründete Partei bei Wahlen derzeit auf 28,3 Prozent der Stimmen hoffen. Die konservative Volkspartei (PP) von Premier Mariano Rajoy wäre mit 26,3 Prozent nur die zweitstärkste Kraft, berichtete das Blatt am Montag.

 

Die PP hatte bei der Parlamentswahl im November 2011 mit 44,6 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament gewonnen. Die Sozialisten (PSOE), die vor drei Jahren mit 28,7 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis in der jüngeren Geschichte erzielten, könnten derzeit nur auf 20,1 Prozent der Stimmen hoffen. Die nächste Wahl steht im Herbst 2015 an.

 

Die Popularität der - aus der Protestbewegung der "Empörten" hervorgegangenen - Partei Podemos beruht vor allem darauf, dass die hohe Arbeitslosigkeit in Spanien mit einer Quote von 23,7 Prozent nur langsam zurückgeht und die etablierten Parteien von einer Serie von Korruptionsskandalen erschüttert wurden. Bei der Europawahl im Mai gewann Podemos auf Anhieb fünf Sitze im EU-Parlament, berichtet die Presse.

Die jüngsten Korruptionsskandale in Madrid  und der Streit mit Katalonien um die Unabhängigkeit  machen die etablierten Regierungsparteien immer unbeliebter, berichtet die spanische Zeitung El País. Demnach profitiere Podemos von der wachsenden Unzufriedenheit der Bürger, wie die Zeitung erklärt:

„Podemos, die neue Partei, die aus der Wut der Straße geboren wurde, diese jungen Lehrer, die das System von oben bis unten in Frage stellen, brechen mit der unveränderlichen Hegemonie der etablierten  Parteien PP und PSOE, sie zerfetzen das Zwei-Parteien-Spiel und fegen wie ein Wirbelsturm über die politische Landschaft.“

Die Gründe für den „explosionsartigen“ Aufstieg sind laut El Diario offensichtlich: „Die Opfer, die mit Blut und Feuer von der Bevölkerung abverlangt wurden um die Krise zu überwinden, die wuchernde Korruption einiger weniger, während die Mehrheit am Ertrinken ist, sowie der Mangel an Perspektiven für die Jungen.“

Podemos ist aus der Bürgerbewegung 15 de Mayo (15-M) hervorgegangen. DiePartei hat sich erst Anfang des Jahres gegründet und bei den Europawahlen auf Anhieb den Sprung ins Europa-Parlament geschafft. Mitte November wurde der Politologe Pablo Iglesias Turrión via Online-Abstimmung als erster offizieller Generalsekretär der Partei gewählt.

Rajoys Partido Popular hingegen hat seit den letzten Wahlen vor drei Jahren rund 18 Prozentpunkte an Wählerstimmen eingebüßt. Lediglich 14,6 Prozent der Befragten haben noch ein positives Bild ihres Ministerpräsidenten, 56,5 Prozent bewerten ihn hingegen als schlecht oder sehr schlecht. Seine Regierung hat gar weniger als 10 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung. 63 Prozent der Befragten wollen sie laut Umfrage unverzüglich absetzen.