Der Iran hat ein Recht auf die Atomforschung 

Foto: Liebe Freunde, ich war mehrfach in Iran. Auch in dem umstrittenen nuklearen Forschungsreaktor Teherans. Ich glaube nicht, dass Iran Atomwaffen will. Hinter dem massiven Druck der USA auf Iran steht der Versuch, ein islamisches Land kleinzukriegen, das sich weigert, nach der US-Pfeife zu tanzen. Das die 'Frechheit' besessen hat, den CIA- gesponserten Schah zu verjagen. 5 Gründe sprechen gegen den Willen Irans, die Bombe zu erwerben:

1.) Eine Handvoll Bomben nützen nichts, wenn man wie Iran von tausenden Bomben umzingelt ist. Die USA besitzen 7.300, Frankreich plus Großbritannien 525 und Israel 80-400 Atom-Gefechtsköpfe. Von den 8.000 Gefechtsköpfen Russlands ganz zu schweigen.

2.) Die unwiderrufliche Fatwa des Obersten Führers Irans, dass die Bombe gegen den Islam verstoße.

3.) Der von Regierung und Opposition getragene nationale iranische Konsens gegen Nuklearwaffen.

4.) Das kleine Einmaleins der Nuklearstrategie, das mit Ausnahme der USA und Russland für alle gilt: "Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter." Zwanzig Minuten nach einem Nuklearangriff Irans auf Israel würde Iran nicht mehr existieren.

5.) Die Kräfteverhältnisse: Irans Militärhaushalt beträgt weniger als 4% des US-Budgets. Iran ist anders als die USA oder Israel kein offensiv militaristisches Land.

Ich war jahrelang rüstungskontrollpolitischer Sprecher der CDU/CSU. Wie Altkanzler Helmut Schmidt vertrete ich die Auffassung, dass alle Atomwaffen abgeschafft werden sollten. Sie sind alle des Teufels. Hiroshima und Nagasaki haben das bewiesen. Aber ich halte Iran nicht für eine Gefahr für den Weltfrieden. Nicht einmal mit Bombe- auch wenn ich diese für Iran ohne Wenn und Aber ablehne. Iran hat seit fast zwei Jahrhunderten kein einziges Land angegriffen.

All das weiß der Westen. Er sollte daher in den verbleibenden sieben Verhandlungsmonaten Kompromisse anstreben, die den Bau der iranischen Bombe de facto unmöglich machen und trotzdem die nationale Würde Irans respektieren. Je schneller und umfassender der Westen seine ungerechten Sanktionen gegen das iranische Volk aufgibt, desto leichter wird es, die verbliebenen Probleme zu lösen.

Die zentrale Frage lautet: Ist Obama noch stark genug, gegen den Widerstand der Republikaner und Israels eine zügige Aufhebung aller Sanktionen durchzusetzen? Israel hat in Wien erneut massiv Druck auf die US-Delegation ausgeübt und deren Position verhärtet. Unmittelbar vor Ablauf der Verhandlungsfrist drohte die israelische Regierung für den Fall eines "schlechten Abkommens" einen Militärschlag gegen Iran an. Entsprechend zufrieden zeigte sich Israels Ministerpräsident Netanjahu auf BBC, als eine Einigung gestern nicht zustande kam.

Der Nuklearstreit mit Iran ist ein unehrlicher Streit. Weil man an Iran Maßstäbe anlegt, die man an US-Freunde wie Israel oder Indien nie angelegt hat. Israel hat ähnlich wie Indien, einfach den Atomwaffen-Sperrvertrag nicht unterschrieben und sich heimlich zwischen 80 und 400 Atomwaffen zugelegt. Trotzdem klagt ausgerechnet Israel, einer der Hauptverletzer der 'Nichtverbreitungspolitik', Iran am lautesten an. Irgendwo ist das absurd!

Kompromisse sind tausendmal besser als die bisherige westliche 'Strategie'
- der Sanktionen auf lebenswichtige Medikamente, z.B. gegen Krebs oder MS,
-der völkerrechtswidrigen Computerangriffe auf iranische Nuklearanlagen,
-der brutalen Ermordung iranischer Atomwissenschaftler und
-der Dämonisierung Irans.

Auch Iran kann sich noch bewegen. Iran hat wie jeder andere Unterzeichnerstaat des Nichtverbreitungsvertrags das Recht, Nuklearmaterial zu zivilen Zwecken anzureichern. Dazu braucht Iran eine bestimmte Zahl an Zentrifugen. Könnte Iran an diesem Anreicherungsprozess nicht auch andere Staaten beteiligen? Iran scheint bereit zu sein, Russland, Deutschland und andere Staaten durch ein Joint Venture intensiv in den Prozess der Anreicherung zu integrieren. Das ist ein atemberaubender, sensationeller Vorschlag. Der Westen sollte Iran beim Wort nehmen.

Nach einer Einigung in den Verhandlungen mit Iran sollte die Welt sich anderen, wichtigeren Punkten des Atomwaffensperrvertrags zuwenden: Der totalen nuklearen Abrüstung aller Kernwaffenstaaten. Auch der USA, Russlands, Frankreichs und Großbritanniens. Sie befinden sich seit Jahren im Zustand permanenter Vertragsverletzung, weil sie ihr atomares Teufelszeug nicht - wie vertraglich versprochen - auf Null abrüsten.

Auch der Kontrolle der mit westlicher Unterstützung heimlich erworbenen Atomwaffen Israels sollte sich die internationale Gemeinschaft widmen. Es darf nicht sein, dass man wie Israel den Atomwaffensperrvertrag einfach nicht unterschreibt und dann munter atomar aufrüsten kann. Auch israelische Atomwaffen sind Teufelszeug. Deshalb sollte man den Kontrollvertrag, der hoffentlich bald mit Iran geschlossen wird, in allen Punkten auch auf Israel anwenden. Gleiches Recht und gleiche  Pflichten für alle!

Euer JT

PS: ZU FERGUSON, USA. Wenn ich diese Bilder sehe, denke ich: Sollte die US-Regierung nicht erst den Rassismus im eigenen Land überwinden, bevor sie versucht, mit Bomben und Raketen im Mittleren Osten ihre 'edlen Werte' durchzusetzen? Sollte sie nicht, statt ständig auf andere zu zeigen, einmal kräftig vor der eigenen Tür kehren?

Auch Jürgen Todenhöfer glaubt nicht, dass der Iran nach der Atombombe strebt - aber das Land hätte ein Recht dazu.

Hinter dem massiven Druck der USA auf Iran steht der Versuch, ein islamisches Land kleinzukriegen, das sich weigert, nach der US-Pfeife zu tanzen. Das die 'Frechheit' besessen hat, den CIA- gesponserten Schah zu verjagen. 5 Gründe sprechen gegen den Willen Irans, die Bombe zu erwerben:

1.) Eine Handvoll Bomben nützen nichts, wenn man wie Iran von tausenden Bomben umzingelt ist. Die USA besitzen 7.300, Frankreich plus Großbritannien 525 und Israel 80-400 Atom-Gefechtsköpfe. Von den 8.000 Gefechtsköpfen Russlands ganz zu schweigen.

2.) Die unwiderrufliche Fatwa des Obersten Führers Irans, dass die Bombe gegen den Islam verstoße.

3.) Der von Regierung und Opposition getragene nationale iranische Konsens gegen Nuklearwaffen.

4.) Das kleine Einmaleins der Nuklearstrategie, das mit Ausnahme der USA und Russland für alle gilt: "Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter." Zwanzig Minuten nach einem Nuklearangriff Irans auf Israel würde Iran nicht mehr existieren.

5.) Die Kräfteverhältnisse: Irans Militärhaushalt beträgt weniger als 4% des US-Budgets. Iran ist anders als die USA oder Israel kein offensiv militaristisches Land, meint Jürgen Todenhöfer auf Facebook.

Zudem gibt es Gerüchte, dass auch Saudi Arabien im Besitz der Atombombe oder der Atom-Technologie sein könnte.

Todenhöfer war jahrelang rüstungskontrollpolitischer Sprecher der CDU/CSU. Wie Altkanzler Helmut Schmidt vertritt er  die Auffassung, dass alle Atomwaffen abgeschafft werden sollten. Das geht aber nur, wenn wenigstens regional atomwaffenfreue Zonen geschaffen werden. (Red.)  Sie sind alle des Teufels. Hiroshima und Nagasaki haben das bewiesen. Aber Todenhöfer sieht  Iran nicht für eine Gefahr für den Weltfrieden. Nicht einmal mit Bombe- auch wenn ich diese für Iran ohne Wenn und Aber ablehne. Iran hat seit fast zwei Jahrhunderten kein einziges Land angegriffen.

All das weiß der Westen. Er sollte daher in den verbleibenden sieben Verhandlungsmonaten Kompromisse anstreben, die den Bau der iranischen Bombe de facto unmöglich machen und trotzdem die nationale Würde Irans respektieren. Je schneller und umfassender der Westen seine ungerechten Sanktionen gegen das iranische Volk aufgibt, desto leichter wird es, die verbliebenen Probleme zu lösen.

Die zentrale Frage lautet: Ist Obama noch stark genug, gegen den Widerstand der Republikaner und Israels eine zügige Aufhebung aller Sanktionen durchzusetzen, fragt Todenhöfer ? Israel hat in Wien erneut massiv Druck auf die US-Delegation ausgeübt und deren Position verhärtet. Unmittelbar vor Ablauf der Verhandlungsfrist drohte die israelische Regierung für den Fall eines "schlechten Abkommens" einen Militärschlag gegen Iran an. Entsprechend zufrieden zeigte sich Israels Ministerpräsident Netanjahu auf BBC, als eine Einigung gestern nicht zustande kam.

Der Nuklearstreit mit Iran ist ein unehrlicher Streit. Weil man an Iran Maßstäbe anlegt, die man an US-Freunde wie Israel oder Indien nie angelegt hat. Israel hat ähnlich wie Indien, einfach den Atomwaffen-Sperrvertrag nicht unterschrieben und sich heimlich zwischen 80 und 400 Atomwaffen zugelegt. Trotzdem klagt ausgerechnet Israel, einer der Hauptverletzer der 'Nichtverbreitungspolitik', Iran am lautesten an. Irgendwo ist das absurd!

Kompromisse sind tausendmal besser als die bisherige westliche 'Strategie'
- der Sanktionen auf lebenswichtige Medikamente, z.B. gegen Krebs oder MS,
-der völkerrechtswidrigen Computerangriffe auf iranische Nuklearanlagen,
-der brutalen Ermordung iranischer Atomwissenschaftler und
-der Dämonisierung Irans.

Auch Iran kann sich noch bewegen. Iran hat wie jeder andere Unterzeichnerstaat des Nichtverbreitungsvertrags das Recht, Nuklearmaterial zu zivilen Zwecken anzureichern. Dazu braucht Iran eine bestimmte Zahl an Zentrifugen. Könnte Iran an diesem Anreicherungsprozess nicht auch andere Staaten beteiligen? Iran scheint bereit zu sein, Russland, Deutschland und andere Staaten durch ein Joint Venture intensiv in den Prozess der Anreicherung zu integrieren. Das ist ein atemberaubender, sensationeller Vorschlag. Der Westen sollte Iran beim Wort nehmen.

Nach einer Einigung in den Verhandlungen mit Iran sollte die Welt sich anderen, wichtigeren Punkten des Atomwaffensperrvertrags zuwenden: Der totalen nuklearen Abrüstung aller Kernwaffenstaaten. Auch der USA, Russlands, Frankreichs und Großbritanniens. Sie befinden sich seit Jahren im Zustand permanenter Vertragsverletzung, weil sie ihr atomares Teufelszeug nicht - wie vertraglich versprochen - auf Null abrüsten.

Auch der Kontrolle der mit westlicher Unterstützung heimlich erworbenen Atomwaffen Israels sollte sich die internationale Gemeinschaft widmen. Es darf nicht sein, dass man wie Israel den Atomwaffensperrvertrag einfach nicht unterschreibt und dann munter atomar aufrüsten kann. Auch israelische Atomwaffen sind Teufelszeug. Deshalb sollte man den Kontrollvertrag, der hoffentlich bald mit Iran geschlossen wird, in allen Punkten auch auf Israel anwenden. Gleiches Recht und gleiche Pflichten für alle!

Euer JT
 

PS: ZU FERGUSON, USA. Wenn ich diese Bilder sehe, denke ich: Sollte die US-Regierung nicht erst den Rassismus im eigenen Land überwinden, bevor sie versucht, mit Bomben und Raketen im Mittleren Osten ihre 'edlen Werte' durchzusetzen? Sollte sie nicht, statt ständig auf andere zu zeigen, einmal kräftig vor der eigenen Tür kehren?