Ritter Bono, Bob Geldof und Herbert Grönemeyer kämpfen gegen Ebola!


Ein Kommentar von Ralph T. Niemeyer

Niemand weiß, wieso Ebola plötzlich wieder auftritt, aber der Zufall will es, daß ein US-Amerikanisches Pharmaunternehmen zeitgleich mit einem Impfstoff auf den Markt kommen möchte, für den jedoch die Zulassung der US-Gesundheitsbehörde FDA in Ermangelung nachweisbarer Feldstudien fehlt. Plötzlich gibt es eine nicht enden wollende Schlange von willigen Probanden aus den wirtschaftlich ärmsten Regionen der Welt.


Die Maschinerie läuft an, zunächst die humanitäre Schiene, dann, zur Absicherung der humanitären Missionen und zur Abwiegelung von Aufständen verstörter und verängstigter Menschen, die militärische. Alles in guter Absicht versteht sich.
Im Kapitalismus darf man nicht nur, man muß sogar solche Ereignisse hinterfragen, denn niemals wird ein privatwirtschaftliches Unternehmen und auch nicht das ihm an die Seite gestellte Staatswesen, sofern es kapitalistisch strukturiert ist, etwas ohne Hintergedanken und auf Profit schielend aus "rein humanitären Gründen" investieren.


Damit die Bevölkerungen der beteiligten Länder in Stimmung kommen sind gewisse Inszenierungen unabdingbar. Zunächst muß Angst geschürt werden, dann die Aussicht auf Rettung geweckt werden. Für die nicht direkt betroffenen Bevölkerungen oder Bevölkerungsteile muß zumindest im Austausch für abverlangte Solidarität ein "feel-good-Effekt" kreiert werden. Dafür sind dann Stars aus Hollywood und Musikszene dringend nötig.


Diese mögen sich selber nicht dessen bewußt sein, daß sie für solcher Art perfider Agit-Propaganda mißbraucht werden, doch ist anzunehmen, daß zumindest die Manager dieser Mega-Stars keineswegs naiv sind, sondern die Kasse gehörig klingeln lassen.

Vor 30 Jahren organisierte Bob Geldof ("I don't like Mondays") das erste multinationale "Live-Aid" Konzert mit Live-Schaltungen über Kontinente hinweg. Es wurde für die Armen dieser Welt gesammelt und in den reichen Industrienationen enstand erstmalig vor dem Internet ein solidarisches "Wir-Gefühl".

 

Die Stars mögen plötzlich ihre politische Dimension erkannt haben und die Macht, die sie von der Bühne aus haben können, wenn ihnen zugejubelt wird, wie keinem Politiker mit Ausnahme von Fidel Castro, Nelson Mandela oder Hugo Chávez. Und das Schöne: sie müssen dafür gar nicht Sozialisten werden, sondern nur mal kurz die Faust in die Luft strecken und rufen "Change the World!" oder "Make poverty history!".

Letzteres fordern unisono die inzwischen von Queen Elizabeth II zum Ritter geschlagenen Sänger Sir Bono, Sir Bob Geldof und Herbert Grönemeyer im Vorfeld des G8 Gipfels von Gleneagles im Sommer 2005.
Sie reisten zu einer Art Showdown an und überreichten den Führern der westlichen, demokratischen, freien Welt, vertreten durch Anthony Blair und Gerhard Schröder ihre Forderungen nach einem Schuldenschnitt für die 18 ärmsten Länder, die meisten südlich der Sahara gelegen.

 

Eine lächerliche Summe von 53 Milliarden US-Dollar wurde sodann gnädigerweise durch die G8 Staaten erlassen, wobei die FAZ nüchtern feststellte, daß es sich hierbei eh' nur um Zinseszinsen handeln würde, mit denen niemand mehr gerechnet habe, daß sie mal eines Tages gezahlt würden.
Den Rest der angeblich uneinbringlichen Forderungen kaufte ein so genannter "Geierfond", der 'vulture fund' Donegal auf und zog damit for internationale Gerichte und bekam meistens Recht, so wie im Falle Sambias, welches im Jahre 1979 mit Rumänien Schulden von 17 Millionen US-Dollar aufgehäuft hatte, aus denen bis 1999 durch Zinseszinsen 55 Millionen Dollar wurden, was einem Drittel des Budgets für Gesundheit und Bildung des Landes entsprach. 'Donegal' kaufte diesen Ramschkredit nach dem Treffen von Gleneagles für nur 3.2 Millionen Dollar im Jahr 2005 und erhielt dennoch einen vollstreckbaren Titel von 55 Millionen, die inzwischen auch bezahlt wurden. Die Rendite betrug hier satte 700%.  


Dies ist nur ein Beispiel, wie lächerlich die von Musikern vorgetragenen und von sich generös gebenden Politiker gewährten Forderungen oft sind. In Wahrheit geht es um tausende von Milliarden. Wäre dies den sich selbst überschätzenden Künstlern bewußt, so ist anzunehmen, dann würden sie ihre guten Namen nicht zur Verfügung stellen. Sie könnten sich aber, so politisch naiv sie sein mögen, mal Gedanken machen, warum ein Mann wie Nelson Mandela beim letzten "Live8" Event sich geweigert hat, auf die Bühne geholt zu werden.

Der frühere Präsident Südafrika's hat stets adaruf hingewiesen, daß nicht die vermeintlich Armen den Reichen schulden würden, sondern daß es sich umgekehrt verhalte. Und es stimmt tatsächlich: die Regierungen der reichen Staaten verpflichten die so genannten Entwicklungsländer ihre Währungen an Dollar oder Euro zu binden und garantieren sich damit selber einen ständigen Zustrom von Kapital aus diesen Ländern.

Für so genannte "Dritte-Welt-Staaten" ungünstige Welthandelsvereinbarungen fördern die negativen Handelsbilanzen, aus denen Staatsschulden entstehen und Rohstoffe wie Dienstleistungen gleichermaßen zu Schleuderpreisen verscherbeln. Der Internationale Währungsfond gibt den Schuldnern dann den Rest und  zwingt mithilfe von Privatisierungen jede Regierung in die Knie, die sich nicht an der weiteren Verarmung der Bevölkerung beteiligen will.
Beim letzten "Live8" Konzert in Berlin wurden ünrigens nicht nur 'Soli-Cocktails' verkauft, sondern auch Armbändchen, von denen man später herausfand, daß sie durch Kinderarbeit in China hergestellt worden sind.

 

Von der Bühne vor dem Brandenburger Tor schrie Grönemeyer in Richtung Bundeskanzleramt "Du schaffst es Gerd, make poverty history!". Ihm war sicher nicht bewußt, daß er zusammen mit Bono und Geldof quasi auf der Jahrestagung der Mafia über die Einführung des Rechtsstaates verhandelt hat.


Der britische "Daily Mirror" berichtete ein paar Monate später, wie sich die Aktion für einige der beteiligten Künstler (übrigens keine einzige Band aus Afrika, die man 'vergessen' hatte einzuladen) ausgewirkt hat: die 'Best of Pink Floyd' CD hatte demnach einen Zuwachs von 1.343% im Verkauf quasi über Nacht, die von 'The Who' von 863%, 'Eurhytmics' von 501% und von 'Madonna' von bloßen 208%. Andere Zahlen wurden nicht veröffentlicht.    


Und nun geht es also mal wieder zu Weihnachten ums Soli-Geschäft, diesmal für den Kampf gegen Ebola. Man darf auf die Verkaufsstatistiken von "Band Aid reloaded" gespannt sein.

 

Und dann, zu guter Letzt, wenn man schon denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, taucht eine Handvoll Hollywoodschauspieler auf und klaut den ahnungslosen Eltern per Adoption ihre Kinder...