US Präsident Kennedy akzeptierte den Mauerbau 1961

Ich bin doch kein Berliner - Kennedy ist der eigentliche Vater der Berliner Mauer. 

Besser als ein Krieg": US-Präsident Kennedy akzeptierte den Mauerbau und ließ Sowjetführer Chruschtschow früh wissen, dass die Abriegelung des Ostens keine Konsequenzen nach sich ziehen würde. Neue Erkenntnisse über eine alte Geschichte.

Der Mauer-Moment 1961 war vermutlich sogar ein Augenblick in der Weltgeschichte, der von den Mächtigen ganz oben die unmöglichste aller Entscheidungen abverlangte: Wären sie denn bereit gewesen zu einem Krieg? Einem Nuklearkrieg gar?

Deutschland war lediglich der Austragungsort einer globalen Auseinandersetzung. Das Schicksal der Nation oder dieser geteilten Stadt war für einen Staatenlenker im Weißen Haus oder im Kreml zweitrangig, gemessen an der eigentlichen Machtfrage. Historiker können sich mit Scowcrofts achselzuckendem Geschichtsverständnis natürlich nicht abgeben, weshalb ein Buch Aufmerksamkeit verdient, das - gespickt mit Trophäen aus Archiven in Deutschland, Russland und den USA - eben jene globale Sicht auf die Geschichte des Mauerbaus ermöglicht. "Berlin 1961" heißt das Werk, Fred Kempe ist der Autor (Siedler Verlag), schrieb die SZ schon 2011. 

Kempe ist Journalist. Heute leitet er einen renommierten Think-Tank in Washington. Kempe ist aber auch der Sohn zweier Deutscher, der als Junge seine ersten Grenzerfahrungen machte und die typische amerikanische Faszination für den Checkpoint Charlie mitbringt, wie auch die Erfahrung eines Reporters aus dem Kalten Krieg, der Sprengköpfe zählen musste und Reden aus dem Kreml dechiffrieren lernte. Er versetzt den Leser zunächst in die Köpfe der wichtigsten Akteure: John F. Kennedy , Nikita Chruschtschow, Konrad Adenauer, Walter Ulbricht.

Chruschtschow, der impulsive und schwer berechenbare Sowjetführer, sucht einen Neubeginn mit dem gerade gewählten US-Präsidenten Kennedy - um des eigenen Machterhalts willen. Im kommunistischen Lager wächst der Druck auf den Staats- und Parteichef. Im Herbst 1961 steht ein schwieriger Parteitag an, die Rivalität mit Mao um die Führung des kommunistischen Blocks nimmt brutale Züge an, aus Deutschland drängt Ulbricht zu einer Entscheidung, damit der Flüchtlingsstrom unterbunden und der Kollaps der DDRabgewendet würde.

Kein Präsident machte mehr Fehler im ersten Jahr als John F. Kennedy

In diesem Moment startet der erst 43-jährige, aber relativ kranke Kennedy seine Präsidentschaft mit einer Serie außenpolitischer Fehltritte, die Kempe zu einem vernichtenden Urteil bringen: Kein moderner Präsident machte mehr Fehler im ersten Amtsjahr als Kennedy. Der Präsident akzeptierte den Mauerbau und ließ Chruschtschow früh wissen, dass die Abriegelung des Ostens - ein klarer Verstoß gegen das Vier-Mächte-Statut - keine Konsequenzen nach sich ziehen würde.

Kennedy zeigte bereits Schwäche, als er im April Chruschtschow zu einem Treffen in Wien animierte. Wien "war die schlimmste Sache in meinem Leben", erzählte Kennedy später, "er ist geradezu über mich hergefallen." Für Chruschtschow war dann spätestens am 25. Juli klar, dass er von den USA keinen ernsthaften Widerstand zu erwarten hätte, wenn er einseitig die Spielregeln änderte. In einer Rede bezog sich Kennedy, wie zuvor in Wien, mehrfach auf die Unantastbarkeit des "Westens" - und machte damit klar, dass ihn die Verhältnisse im Osten nicht interessierten.

Als fünf Tage später der einflussreiche Senator William Fullbright den Vorschlag machte, den Exodus der Menschen aus der DDR mit einer Grenzsperre zu stoppen, musste der Kreml das als eine Botschaft Kennedys interpretieren. Das Weiße Haus ließ Fullbrights Aussage unwidersprochen stehen. Chruschtschow wusste damit, dass der Mauerbau zumindest keine militärische Krise und schon gar keinen Nuklearkrieg heraufbeschwören würde. Als das Bauwerk stand, sagte Kennedy seinem Umfeld: "Das ist keine sehr schöne Lösung, aber eine Mauer ist verdammt noch mal besser als ein Krieg."

Wäre es tatsächlich zu einem atomare dritten Weltkrieg gekommen oder überhaupt zum Mauerbau, wenn Kennedy nicht die Politik seiner Berlin-freundlichen Vorgänger drastisch geändert hätte? Kempe behauptet, Chruschtschow wäre das Risiko nicht eingegangen, wenn er mehr Widerstand gespürt hätte. Die Funde in den Archiven belegen zumindest, dass Kennedy für seine Politik mehr Kritik verdient hätte, ehe er im Angesicht von Hunderttausenden auf den Straßen Berlins zwei Jahre später sagte: "Ich bin ein Berliner."

In Wirklichkeit war insbesondere Berlin nie souverän in der Zuständigkeit der Regierungen der beiden deutschen Staaten. Es galt das Vier-Mächte- Status in Berlin, das also offiziell Protektorat der alliierten Siegermächte war . Insbesondere die USA und die Sowjetunion entschieden ganz alleine über Grenzfragen .

Tatsächlich hat die DDR- Regierung Ulbricht  und die SED auch nach Aussage des ehemaligen SED- Generalsekretärs Egon Krenz selbst Tage vorher nichts vom geplanten Mauerbau gewußt. Insofern hat  Ulbricht nicht gelogen , als er sagte, dass niemand  die Absicht habe, eine Mauer zu bauen . 

Will man das im Rückblick sehen dann sage ich, das war damals ein historischer Kompromiss zwischen den vier Besatzungsmächten, beziehungsweise den vier Alliierten des Zweiten Weltkrieges. Willy Brandt hat damals einen Brief an Kennedy geschrieben und hat gesagt, man müsse doch jetzt etwas dagegen tun und da hat Kennedy geantwortet, da kann man nichts gegen tun, das ist eine sowjetische Entscheidung die nur mit Krieg zu verändern ist. Und öffentlich hat Kennedy dann gesagt, es ist keine schöne Lösung mit der Mauer, aber immerhin noch besser als Krieg. Das heißt, man darf die Berliner Mauer weder beim Aufbau, noch bei der Niederreißung von den weltpolitischen Ereignissen trennen, sagt Krenz in einem RIA-Interview. 

Von Ulbricht ist überliefert, dass er kurz vor der Beratung in Moskau, als die Staatschefs der sozialistischen Länder, also damals des Warschauer Vertrages in Moskau den Bau der Grenzsicherungsanlagen beschlossen hatten, dass er bei einem Gespräch bei Chruschtschow war und sie haben über alles Mögliche geredet, auch über Berlin, aber nicht über Grenzsicherungsmaßnahmen. Und dann sind sie zusammen in den Saal gegangen wo alle Staatschefs vereint waren und da hat dann Chruschtschow gesagt, der Genosse Ulbricht hat mir gerade vorgeschlagen eine Mauer um Berlin zu bauen. Das hat der Ulbricht aber nie so vorgeschlagen. Das heißt es war nicht so, wie das heute heißt, Ulbricht habe Chruschtschow gezwungen, sondern es war schon eine gemeinsame Vereinbarung von der Sowjetunion und der DDR und den anderen Staaten des Warschauer Vertrages.

Das bedeutet, dass letztendlich die  den  Warschauer Pakt dominierende Sowjetunion die Mauer  angedacht hatte wollte und sie die Entscheidungsgewalt im Osten hatte. Aber ohne die Verhandlungen mit Kennedy in Wien und ohne das Einverständniis der US- Regierung wäre die Mauer  nie zustande gekommen. 

Und auch das Ende der Mauer war nicht so, wie der offizielle Mythos der CDU- Geschichtsschreibung Glauben machen will. Eine Revolution der DDR Bürger hat es aber nie gegeben.  Die Großdemos in Leipzig und Berli forderten im Oktober udn November 1989  eine besser DDR ud einen besserebsozialismus in der DDR  - aber kein Großdeutschland, keine Einheit und auch keine Restauration der Herrschaft des Kapitalismus in der DDR. 

Am 09.November wurden die Grenzübergänge der DDR entlang der gesamten Grenze und auch in Berlin von Ost nach West geöffnet und nicht von West nach Ost. Die Mauer ist erst ein Dreivierteljahr oder ein Jahr später gefallen. Aber das ist ein ideologischer Begriff, im Nachhinein, um deutlich zu machen, die Mauer sei eingerissen worden von Ostberlinern. Das war ja nicht so. Die Ostberliner sind ja auf Einladung von Schabowski an die Grenze gegangen, nicht in der Absicht die Grenze oder die Mauer einzureißen, sondern in der Absicht der Einladung zu folgen und nach Westberlin gehen zu können. Also damals haben alle davon so gesprochen. Gorbatschow hat eine persönliche Botschaft an Bundeskanzler Kohl geschickt und hat von der Öffnung der Grenze auf Beschluss der Regierung der DDR gesprochen. Bush Senior hat mir ein Telegramm geschickt und sich für die Öffnung der Grenze bedankt, nicht für den Fall der Mauer. Und am 11.November hat Bundeskanzler Kohl mich angerufen und hat auch nicht vom Fall der Mauer geredet, alle haben von der Öffnung der Grenze gesprochen. Aber im Nachhinein wird so getan, als sei die DDR überrumpelt worden und es sei hier ein Sturm auf die Mauer losgegangen. Selbst die Bundeskanzlerin hat ja erklärt, sie sei aus der Sauna kommend zum Spaziergang an die Mauer gegangen,  sagt Krenz im RIA-TV- Interview.