Fatah/PLO ruft zum Tag des Zorns auf 

Am Donnerstag war es in Jerusalem zu gewaltsamen Protesten gekommen

Religionsfundamentalisten wollen den Tempelberg in Jerusalem, der weitgehend in der Hand der Muslime ist, zurückerobern. Polizei besetzte schon die Al Aksa- Moschee , dass als das drittgrößte Heiligtum des Islam betrachtet wird. Palästinensern unter 40 Jahren wird seit Wochen der Zugang zur Moschee verwehrt. Für Muslime kommt das einer Kriegserklärung gleich. Ost- Jerusalem soll Hauptstadt des neuen Palästinenserstaates werden, der jetzt auch von Schweden anerkannt wurde.  

Sharon hatte seinerzeit ebenfalls den Tempelberg besucht und so eine Intifada ausgelöst. Diese Aktionen werden von den Palästinensern als Provokationen rechtsradikaler Kräfte im Lande betrachtet.  

Jetzt soll ein Palästinenser aus Jerusalem ein Attentat auf einen Besatzer und Religionsfundamentalisten verübt haben, der immer wieder mit seinen Aktivisten provokativ auf den Tempelberg. Jehuda Glick wurde von einem Palästinenser angeschossen und überlebte schwer verletzt. Er ist Ultranationalist, Aktivist der Siedlungsbewegung und auch fundamentalistisch ausgerichteter Rabbi. 

Daraufhin erschoss die israelische Polizei den Verdächtigen auf dem Dach seines Hauses in Jerusalem und ließ ihn dort verbluten. Die Unschuldsvermutung gilt für Palästinenser in Jerusalem offenbar nicht. Sie fühlen sich als Bürger zweiter und dritter Klasse.

Glick hat sich als führendes Mitglied der rechten Organisation Temple Mount Faithful (Die Gläubigen des Tempelbergs) besonders exponiert. Deren Ziel: ein Tempelberg ohne Felsendom und ohne Al-Aksa-Moschee, beide zählen zu den wichtigsten Heiligtümern der Muslime.

Nur wenn es keine heidnischen Stätten mehr dort gebe, heißt es auf der Webseite der Organisation, könne dort ein neuer, ein dritter jüdischer Tempel errichtet werden. Für Palästinenser und Muslime weltweit ist das unannehmbar. Glick zog deshalb den Zorn vieler auf sich. „Jeder, der Facebook und Zeitungen liest, weiß, dass er in Lebensgefahr war“, sagte sein Vater Journalisten.

Erste Zeichen haben die radikalen Rechtszionisten im Stadtbild schon gesetzt. Wer die Klagemauer in Richtung Südwesten verlässt, geht an einer großen, goldenen Menora vorbei, einem siebenarmigen Leuchter. Das Tempelinstitut, eine weitere radikale Organisation, die Glick leitet, hat ihn dort aufgestellt. Irgendwann, so der Wunsch der Organisation, soll der Leuchter auf dem Tempelberg stehen.

In Israel gelten Glick und seine wenigen aber lauten Mitstreiter nicht nur politisch als Radikale und als Religionsfundamentalisten , sondern auch theologisch als dogmatisch. Denn die meisten Rabbiner lehnen den Bau eines dritten Tempels von Menschenhand ab. Nur der Messias, so ihre Interpretation der heiligen Schriften, könne einen Tempel wiedererrichten. Und nicht nur das: Laut einem theologischen Erlass der Oberrabbiner Israels ist es Juden nicht einmal erlaubt, den Tempelberg zu betreten. Die überwiegende Mehrheit der frommen Juden betet an der Klagemauer am Fuße des Tempelberges, schreibt die SK.. Analog zu den Salafisten im Islam  gibt  es auch in anderen abrahamitischen Weltreligionen gewaltbereite Fundamentalisten . 

Die Relgionsfundamentalisten  halten sich nicht daran. Vor allem an jüdischen Feiertagen besuchen sie den Tempelberg und provozieren damit regelmäßig die Muslime. In jüngster Zeit hatten Vertreter der politischen Rechten gefordert, auch das Betverbot für Juden zu lockern. Der gemäßigte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte deshalb kürzlich bei einer Rede dazu aufgerufen, den Tempelberg „mit allen Mitteln“ vor jüdischen Siedlern zu schützen.

Jetzt hat Palästinenserpräsident Abbas und die Fatah heute zum Tag des Zorns aufgerufen.

Nach der Schließung des Tempelberges in Jerusalem durch israelische Besatzer-Polizei  am Donnerstag hat die palästinensische Fatah-Partei zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen. In einer Mitteilung der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa schrieb die Palästinenserorganisation, man betrachte derartige Übergriffe auf den Tempelberg als "Erklärung eines religiösen Krieges gegen das palästinensische Volk". Die Fatah rief die Palästinenser dazu auf, sich auf dem Tempelberg zu versammeln und dort zu bleiben.

 
In Jerusalem kam es dem israelischen Rundfunk zufolge in der Nacht in mehreren Vierteln zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften.
 
 Anrainern zufolge war es die erste Sperre der Al-Aksa-Moschee seit Beginn des zweiten Palästinenseraufstands 2000. Nach Angaben der jordanischen Religionsbehörden war es die erste vollständige Sperre seit 1967.
 
Seit Wochen wachsen die Spannungen in Ostjerusalem, das nach dem Willen der Palästinenser einmal Hauptstadt eines eigenen Staates werden soll. Angeheizt wurde die Stimmung durch den Ausbau rechtszionistischer Siedlungen durch permanenten Landraub auch in Jerusalem selber  und durch Israel und den jüngsten Krieg im Gazastreifen, der einen völkerrechtsbruch darstellte und von Palästinensern als Genozid am Volk betrachtet wird..
 
Hintergrund - Tempelberg 

Der Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif (edles Heiligtum) ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche mythische und biblische Traditionen und Legenden wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks und die Himmelfahrt Mohammeds sind mit diesem Ort verbunden. Die im Südosten der Jerusalemer Altstadt oberhalb des Kidrontals gelegene Stätte ist bis heute stark umstritten. Deshalb kommt es immer wieder zu Spannungen und blutigen Konflikten. (AFP)<EA>Seit der muslimischen Eroberung 638 ist der Haram al-Scharif nach der Wallfahrtsmoschee in Mekka und der Grabmoschee Mohammeds in Medina die drittwichtigste Kultstätte des Islam. Nach den Worten des Korans begann der Prophet dort seine nächtliche Himmelsreise.

Zudem soll an dieser Stelle Abraham von Gott aufgefordert worden sein, seinen Sohn zu opfern. Zur gleichen Zeit entstand über den Ruinen einer von Kaiser Justinian erbauten Marienkirche die heutige Al-Aksa-Moschee.<EA>Die heutigen Mauern des Tempelbergbezirks entsprechen in ihren Ausmaßen der Umfassungsmauer des von Herodes erbauten zweiten Tempels. Ihre auch als Klagemauer bezeichneten westlichen Reste sind die wichtigste Gebetsstätte des Judentums.

Eine Minderheit rechtsgerichteter Zionisten treibt Pläne für die Errichtung eines dritten Tempels auf dem Tempelberg voran. Vermehrt werden rechtszionistische Forderungen laut, den bislang von der islamischen Wakf-Behörde kontrollierten Tempelberg unter israelische Souveränität zu stellen und Juden das Recht zum Gebet an der Heiligen Stätte zuzusprechen.

 

http://www.suedkurier.de/nachrichten/politik/themensk/Kampf-um-den-Tempelberg;art1015367,7369420