Human Right Watch wirft Kiew Einsatz geächteter Streubomben vor 

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat der ukrainischen Regierung vorgeworfen, in den Kämpfen gegen die antifaschistischen Separatisten im Osten des Landes wiederholt Streubomben eingesetzt zu haben.

In einer Untersuchung von HRW, gemeinsam mit der "New York Times", werden zwölf Vorfälle aufgeführt, bei denen insgesamt sechs Menschen getötet worden seien. Unter anderem sei am 2. Oktober auch ein Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) getötet worden.

Möglicher Streubomben-Einsatz in Donezk
ARD-Morgenmagazin, 22.10.2014, Heribert Roth, WDR Köln

 

 

Ukrainische Regierung widerspricht

Die Regierung in Kiew wies die Vorwürfe zurück. "Diese Beschuldigungen sind unbegründet", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew, Bogdan Senik. Zwar gibt es eine internationale Konvention zum Verbot von Streubomben, die von 114 Staaten unterzeichnet wurde - unter anderem jedoch nicht von der Ukraine, Russland und von den USA.

Dennoch sagte Präsident Petro Poroschenko zu, die Vorwürfe untersuchen zu lassen. "Wir haben den Bericht zur Kenntnis genommen", sagte der stellvertretende Stabschef von Poroschenko, Waleri Tschali.

 

Streubomben

Streubomben sind Behälter, die eine Vielzahl von kleineren Sprengsätzen ins Zielgebiet  transportieren. Dorthin geschossen öffnen sie sich in der Luft und verteilen die Sprengsätze über ein großes Gebiet. Streubomben wurden entwickelt, um große Ansammlungen von Truppen in offenem Gelände zu bekämpfen.

Problematisch an dieser Munitionsart ist die hohe Blindgängerrate. Militärisch ist dies sogar gewollt, da dies den Zugang zu beschossenem Gebiet erschwert. Fünf bis zehn Prozent der kleinen Sprengsätze explodieren nicht. Bei älteren Streubomben-Typen ist die Blindgänger-Quote noch höher.
Die nicht explodierten Sprengsätze stellen eine langfristige Gefahr dar. Auch Zivilisten werden immer wieder verletzt oder getötet.

Moderne Munition ist mit Selbstzerstörungsmechanismen ausgerüstet, die die Munition nach einer bestimmten Zeit entschärft oder zur Explosion bringt.

Seit 2010 ist eine Konvention zum Verbot von Streubomben in Kraft, die den Unterzeichnerstaaten die Herstellung, Lagerung und Weitergabe von Streubomben verbietet. Alle westeuropäischen Länder haben die Konvention ratifiziert. 83 Staaten dagegen nicht: Darunter sind die USA, Russland, China und die Ukraine.

 

 

In dem HRW-Bericht wird den Regierungstruppen auch vorgeworfen, Wohngebiete in Donezk und Umgebung angegriffen zu haben. Nur ist allgemein bekannt, dass die ukrainische Armee und Nationalgarde sowie kooperierende faschistische Milizen  die Stadt Donezk angriefen...

Angriffe auf Wohngebiete

 

Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten in den Kampfgebieten im Osten der Ukraine wiederholt Angriffe auf Wohngebiete. Meistens werden dafür Geschütze eingesetzt, die etliche Kilometer entfernt sind. Daher ist es in der Regel nicht möglich, einen Nachweis über die Urheber der Angriffe zu erbringen. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bereits rund 3700 Menschen getötet.

http://www.tagesschau.de/ausland/ukraine-771.html ( Auszüge)