EZB eilt Superreichen nach Börsenverlust von 26 Mrd. $ mit Finanz-Schrott-Ankauf zu Hilfe 

Finanzmarktkapitalismus erneut in Bedrängnis 

Die US-Notenbank hat angedeutet, die Zinsen länger als geplant auf niedrigem Niveau zu halten. Zuvor war bekanntgeworden, dass die reichten 400 Welt-Bürger in der vergangenen Woche wegen der Börsen-Turbulenzen 26 Milliarden Dollar verloren hatten. Nun gewährt ihnen die die Fed eine weitere Chance, ihre Vermögen in Sicherheit zu bringen. Auch die EZB hilft mit und will bereits in den nächsten Tagen mit dem Ankauf von faulen Krediten beginnen.

Euro-Skulptur vor der Zentrale der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main. Quelle: dpa

Die US-Notenbank eilt den amerikanischen Super-Reichen zu Hilfe. Nachdem am Donnerstag klar wurde, dass die 400 reichsten Anleger der Welt in der abgelaufenen Woche wegen der Turbulenzen an der Börse 26 Milliarden Dollar verloren hatten, macht die Federal Reserve (Fed) eine überraschende Kehrtwende: James Bullard, der Chef der Federal Reserve Bank von St. Louis, hatte am Vorabend eine Pause bei der Drosselung der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank ins Gespräch gebracht. Demnach soll die Notenbank vermehrt Stützungskäufe für den Aktienmarkt tätigen. “Dass heute auch der Chefvolkswirt der Bank of England davon sprach, dass die Zinsen in Großbritannien länger als erwartet niedrig bleiben könnten, deutet darauf hin, dass auch die internationalen Geldpolitiker die Marktturbulenzen beobachten und nun koordiniert verbal eingreifen”, sagte Marktanalyst Andreas Paciorek vom Brokerhaus CMC Markets.

 

Trotz Bedenken der Bundesbank startet die EZB in Kürze ihr Wertpapier-Ankaufprogramm, um damit die lahmende Konjunktur anzukurbeln. Die ersten Papiere sollen bereits in den nächsten Tagen gekauft werden, wie EZB-Direktor Benoit Coeure am Freitag auf einer Notenbank-Konferenz in Riga ankündigte. Vorgesehen ist zunächst der Erwerb von Pfandbriefen. Sie gelten als relativ sicher, da sie beispielsweise mit Darlehen an die öffentliche Hand gedeckt sind. Aber auch Staaten und kommunen können theoretisch zahlungsunfähig werden. Später sollen auch Kreditverbriefungen gekauft werden, sogenannte riskante ABS-Papiere. Unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Personen berichtete die Thomson-Reuters-Tochter IFR, dass die EZB am Montag mit den Ankäufen beginnen wolle.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will so den stockenden Kreditfluss in Teilen der Währungsunion in Gang bringen. In ABS-Papiere können Banken Kredit-Risiken bündeln, aus der Bilanz auslagern und am Markt bei Investoren platzieren. Sie haben dann mehr Mittel frei, um neue Darlehen an Firmen und Privatpersonen zu vergeben. Sie haben wieder Freiraum für neues Zocken. Mit den geplanten Käufen packt die EZB jedoch ein heißes Eisen an, da ABS in der Finanzkrise 2007/08 in den USA als Brandbeschleuniger in Verruf geraten waren. Denn die Papiere brockten Investoren hohe Verluste ein. Letztendlich haftet der einfache Steuerzahler. 

Laut EZB-Chef Mario Draghi liegt das Potenzial bei rund einer Billion Euro, was er allerdings nur als theoretisch mögliches Volumen und nicht als Kaufziel verstanden wissen will. Dabei will die EZB unter bestimmten Bedingungen auch bei Ramschpapieren aus Griechenland zugreifen, dessen Börsen zuletzt einen Kurseinbruch erlebten.
Insbesondere in Deutschland warnen Kritiker immer wieder, Draghi mache die EZB zu einer Art "Bad Bank". Die Ankäufe sollen zusammen mit anderen, bereits beschlossenen Geldspritzen für Banken die Bilanz der EZB kräftig aufblähen. Weidmann warnte, den Bogen dabei nicht zu überspannen. "Umso höher die Zielmarke für die Ausweitung der Bilanz des Eurosystems ist, desto höher ist die Gefahr, dass ein überhöhter Preis für die Wertpapiere gezahlt wird." Auf diese Gefahren müsse beim Festlegen des "Preismechanismus" besonders geachtet werden. EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny mahnte in Wien, die EZB müsse streng auf die Qualität achten: "Qualität ist wichtiger als Quantität. Das mögliche Volumen ist daher beschränkt."

Bloomberg, das über die Sorgen der Super-Reichen als erste Nachrichtenagentur berichtete, meldet, dass auch die EZB nicht untätig bleiben will und bereits in den kommenden Tagen mit dem Ankauf der umstrittenen Ankaufprogramm von Kreditverbriefungen (ABS) beginnen. Dieser Ankauf von Finanz-Schrott ist nichts anderes als eine heimliche Bankenrettung zu Lasten der Steuerzahler. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat die Aktion scharf kritisiert, weil sich abzeichnet, dass die EZB die faulen Kredite zu überhöhten Preisen kaufen wird. Die Preise werden von den Großbanken und dem Finanzinvestor BlackRock bestimmt.

 

 

Aus Sicht seines Kollegen Chris Weston von IG Markets werden diese Äußerungen die Kurse aber nur vorübergehend stabilisieren. Die Super-Reichen sollen offenbar eine Chance erhalten, ihre Vermögen zu verlagern. “Wir brauchen eine längere Periode mit starken Konjunkturdaten aus den USA und vor allem aus Europa, damit sich die Märkte beruhigen”, sagte Weston.

 

Die kleinen Sparer werden von dem Bailout nicht profitieren: Sie verlieren durch die manipulative Zinspolitik der Zentralbanken Milliarden und haben keine Chance, ihre Ersparnisse in Sicherheit zu bringen. Bereits im Vorjahr hatten zahlreiche Banken beschlossen, nur noch Vermögen von über einer Million Euro zu verwalten, darunter die Credit Suisse. Anleger mit weniger Vermögen wurden aufgefordert, ihre Gelder zu anderen Banken zu transferieren.