EZB senkt Leitzins auf 0,05 %

Die Geldflut wird weiter vorangetrieben.

Der Basiszins liegt nun auf einem Rekordtief von 0,05 Prozent - zuvor hatte er 0,15 Prozent betragen. Zudem kündigten die Währungshüter zusätzlich zur erneuten Leitzinssenkung den Aufkauf von Kreditverbriefungen und Pfandbriefen - sogenannten ABS-Papieren - an. Der Start ist für Oktober geplant.

Aber trotz Niedrigzinspolitik sind die Kredite im Euroraum stark rückläufig.

 

Andererseirts wird eine Deflationsgefahr gesehen, die allerdings nur in Südeuropa signifikant erkennbar ist. Hier wird ein Abwürgen der Wirtschaft in den Südländern  befürchtet.

Über die Refinanzierungsgeschäfte der EZB können sich die Geschäftsbanken unabhängig von ihren Kundeneinlagen zusätzliches Zentralbankgeld gegen notenbankfähige Sicherheiten beschaffen, ein Blick auf die Daten:

 

http://www.querschuesse.de/ezb-woche-fur-woche-mit-bilanzausweitung/

Die Entwicklung der Total Assets der EZB seit der Kalenderwoche 53 1998 bis zur KW43 2011. In der KW43 stiegen die Total Assets um +20,198 Mrd. Euro zur Vorwoche auf 2,333373 Billionen Euro. Auch 2012 und 2013 hielt dieser Gesamttrend an.

Nach Einschätzung des DZ Bank Chefvolkwirts Bielmeier sei die Deflation  südlichen Währungsraum indes eine Folge des Sparkurses in der Schuldenkrise und damit kaum zu verhindern. «Die EZB befürchtet allerdings, dass sich diese in den großen Euro-Ländern schnell festsetzen könnte und dann nur noch schwer zu bekämpfen wäre.»

 

Der Euro erreichte im Verlauf der Nacht bei 1,2923 US-Dollar den tiefsten Stand seit Juli 2013. Die neue Lockerung der Geldpolitik durch die EZB mit der überraschenden Zinssenkung schickt den Euro auf Talfahrt - nach Aussagen von EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny im österreichischen Fernsehen ein beabsichtigter Effekt.

Davon profitiert allerdings der Dollar und letztendlich der US Imperialismus, der sich auch im Krieg gegen den Euro befindet und eine Schwächung des Euro sicher heimlich begrüßt.

Bisher hatte die Notenbank immer betont, dass sie kein Wechselkursziel verfolge. Dieser Einfluss auf den Eurokurs werde dauerhaft sein und «wir haben einen großen Entlastungseffekt auf die Exportwirtschaft», sagte der Chef der österreichischen Notenbank. Am Aktienmarkt waren die EZB-Beschlüsse einen Tag später bereits wieder verpufft.

Auch der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber hält die Anti-Krisenmaßnahmen der EZB für problematisch. «Letztlich wird damit Haftung sozialisiert», sagte Weber dem «Handelsblatt» (Freitag) und auf die Steuerzahler abgewälzt. Dem müssten eigentlich die nationalen Parlamente erst zustimmen.

 Ausgerechnet die EZB will obskure Wertpapiere wieder hoffähig machen und dafür eine halbe Billion Euro ausgeben.

Die drei Buchstaben ABS stehen hierbei  für eine  höchst zweifelhafte Erfindung, die nicht kluge Autoingenieure ersonnen haben, sondern neunmalkluge Investmentbanker. ABS: So hieß auch ein Teil jener Kreditpakete, die vor sieben, acht Jahren von Banken und Fonds geschaffen und zuhauf um den Globus verschoben wurden. Und die schließlich mit dazu beigetragen haben, dass die Finanzmärkte kollabierten, weil am Ende niemand mehr wusste, wer eigentlich wem wie viel Geld geliehen hatte und wer dabei welches Risiko eingegangen war.

Treppenwitz der Finanzkrisengeschichte

Es mutet wie ein Treppenwitz der Finanzkrisengeschichte an, dass nun ausgerechnet die Europäische Zentralbank diese Papiere wieder hoffähig machen will. Ihr Präsident Mario Draghi  hat angekündigt, dass die Notenbank in großem Stil solche und andere Wertpapiere aufkaufen will und dafür bis zu eine halbe Billion Euro ausgeben wird - also 500 000 000 000 Euro.

Die EZB will auf diese Weise den Banken Kredite abnehmen, die diese zuvor vergeben haben - und ihnen dadurch den notwendigen Freiraum verschaffen, damit sie weitere Kredite ausreichen können. Das soll vor allem den Krisenstaaten in Europa nützen und dazu führen, dass die dortigen Banken mehr Kredite an kleine und mittlere Unternehmen vergeben.

Nun ist es zunächst einmal nicht ungewöhnlich, dass eine Notenbank mit Wertpapieren  hantiert. Wenn die Geschäftsbanken sich bei der EZB Geld beschaffen wollen, dann müssen sie im Gegenzug auch jetzt schon Sicherheiten hinterlegen - meist Wertpapiere bester Bonität. Etwas anderes ist es jedoch, wenn die Europäische Zentralbank nun auch Papiere zweifelhafter Qualität annimmt.

Und wenn sie sich dabei in einen Markt begibt, in dem eine seriöse Notenbank nichts, aber auch gar nichts zu suchen hat: jenen für verbriefte Kreditrisiken - und damit auf das Feld jener obskuren Wertpapiere, die mit hinein in die Krise geführt haben.