Warum die Bankenrettung jetzt so forciert und hektisch vorangetrieben wird: 

Der Grund für die Panik liegt in der Derivaten-Blase, die bis zum Platzen aufgepumpt ist.

Und es gibt keine Großbank, die nicht mit Derivaten spekuliert oder in ihren Bilanzen hat. Selbst die vermeintlich biederen deutschen Sparkassen mischen als Player im großen Derivate-Casino mit.

Derivate sind Finanzprodukte, die keinen Wert an sich besitzen. Es handelt sich vielmehr um Wetten oder Versicherungen.

Was die Detrivate besonders gefährlich macht: Sie werden over the counter (OTC) gehandelt – sind also in keiner Bank-Bilanz ausgewiesen.

So werden mit credit fault swaps ( CDS) auch Kreditausfälle von Staatsanleihen versichert.

Als der erste Schuldenschnitt für Griechenland Schlagzeilen machte, galt die größte Sorge der Frage, ob der „Haircut“ für Griechenland den gesamten internationalen CDS-Markt völlig außer Kontrolle bringt.

Warren Buffet, was immer man von ihm halten mag, sprach in diesem Zusammenhang von „finanziellen Massenvernichtungswaffen“, und der frühere französische Präsident Jacques Chirac hielt Derivate für „finanzielles AIDS“.

Sie sind im Grunde ein heimliches, gigantisches Kasino im Hinterzimmer des großen globalen Finanz-Kasino: Erfolgt der Margin-Call – also die Forderung, die Derivate zum Nominalwert zurückzukaufen, dann raucht es im Salon: Dann stürzen die Spieler aus dem Hinterzimmer an die öffentlichen Spieltische und versuchen, zu holen, was sie bekommen können.

Weil aber die Spieltische im hell erleuchteten Kasino viel kleiner sind als die in den Hinterzimmern, kann es nur eines geben – den großen Crash.

Derivate werden in den vielfältigsten Formen gehandelt.

Es sind Absicherungen gegen Wechselkursschwankungen, aber auch Wetten auf Käufe von Immobilien und Hypotheken, Rohstoffen, Nahrungsmitteln, deren Verkäufe oder Ankäufe noch gar nicht abgeschlossen sind.

Zudem werden Derivate aufs Neue gebündelt und weiter gehandelt.

Ähnlich wie bei den Hypothekenforderungen in den USA, wo CDO’s (Hypothekenausfallversicherungen) in immer neue Pakete gepackt wurden, sichere Versicherungspapiere und solche mit hohem Ausfallrisiko in Kombination auf den Markt kamen, was schließlich den Finanzcrash von 2008 zur Folge hatte.

Die Banken lieben die Derivate, weil sie extrem profitabel sind und weil sie sich die Papiere gegenseitig verkaufen können.

Ein völlig nutzloses Geschäft, das keinerlei Wertschöpfung bringt, wie der Investor Casey sehr plastisch erläutert hat.

Bisher sind die Derivate immer nur in kleineren Eruptionen in Erscheinung getreten: Etwa bei der ältesten Bank der Welt, der Banca Monte dei Paschi di Siena, die von Mario Draghi beaufsichtigt wurde und mit Milliarden-Verlusten durch gefloppte Derivaten-Geschäfte in die staatliche Intensiv-Station geschickt werden musste.

Wirklich atemberaubend sind die Summen, um die es geht.

Zwar weiß niemand genau, wieviele solcher explosiven Papiere im Umlauf sind – aber genau das macht sie so gefährlich.

Der weltweite Derivatehandel beläuft sich auf 700 Billionen Dollar.

In Europa sind etwa 290 Billionen Euro Derivate im Umlauf.

Sollte auch nur ein Bruchteil von 10% dieser Derivate ausfallen, steht das Bankensystem vor dem Kollaps.

Zu den in den Banken der Peripheriestaaten dampfenden Blasen der Staatsanleihen, die die Banken auf Geheiß ihrer Regierungen mit der von der EZB in 2011 und 2012 zur Verfügung gestellten LTRO – insgesamt etwa eine Billion Euro – kaufen mussten und immer noch kaufen, gesellt sich also noch eine riesige Derivateblase.

Wenn diese Derivateblase platzt, kann es zum vollständigen System-Kollaps kommen. Der europäischen Politik ist offenbar klargeworden, dass die Derivaten-Blase nicht mehr mit normalen Mitteln zu verhindern ist. Ein Systemkollaps bei den Banken ist mehr als wahrscheinlich. Wegen der Dimension dieser Blase haben EU und EZB keine andere Wahl, als die Rettung der Banken durch die Bürger vorzubereiten.

Die Asstes in den Banken reichen nicht mehr aus, die Dimensionen sind völlig aus dem Ruder gelaufen.

Nur die privaten Vermögen – von Sparern, Unternehmen und Investoren, könnten den globalen Crash verhindern. Mario Draghi sagte, man werde den Euro retten – koste es, was es wolle. Die Derivaten-Blase wird sehr schnell platzen.

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/04/09/290-billionen-euro-risiko-sparer-muessen-euro-banken-retten/