Pro-faschistische Kiewer Militärs attackieren zivile Millionenmetropole Donezk

Wenn es dunkel wird, fallen Schüsse, dröhnen die Kampfjets: In Donezk entscheidet sich die Schlacht um die Ostukraine. Für die Bewohner wird die Belagerung unerträglich. Läden sind vernagelt, die Straßen leer.

Die ganze Nacht über hat es ringsherum gerummst, irgendwo sind Artilleriegeschosse eingeschlagen, manchmal sogar Kampfflieger am Nachthimmel aufgetaucht. Maschinengewehrfeuer und Kalaschnikow-Salven hallten durch die Straßen. Und überall waren die Rufe der Rebellen zu hören. Denn allein ihnen gehört mit Beginn der Ausgangssperre um 23 Uhr die Stadt. Schlafen lässt sich wegen des Kriegslärms manchmal erst nach Stunden.

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Am Rande des Stadtzentrums hat es Artilleriebeschuss gegeben. Wen es diesmal getroffen hat, spricht sich schnell herum: die Städtische Klinik Nr. 1 und das angrenzende neue Wohngebiet an der Rosa-Luxemburg-Straße. Die Granaten haben Balkons in der 11., 17. und 18. Etage von Haus Nr. 78 zerfetzt und klaffende Löcher in die Nachbarhäuser gerissen. Auch die Notaufnahme der Zahnklinik nebenan hat Treffer eingesteckt, ein Toter ist zu beklagen.

 

Die Donezker stehen neben der herbeigeeilten Feuerwehr und rätseln, wem der Beschuss gegolten haben mag. Militärisch war er sinnlos. Zwar liegt an der Rosa-Luxemburg-Straße - auf Höhe von Hausnummer 61 - das schwer befestigte Hauptquartier der Separatisten. In den Gebäuden des früheren Geheimdienstes residiert "Verteidigungsminister" Igor Strelkow mit seinen Leuten. Aber das ist noch einen Kilometer die Straße hinunter.

Im Hotel "Park Inn" an der Universitätsstraße rechnet Oleg Zarjow, der Parlamentschef der "Donezker Volksrepublik", Journalisten vor, welche Verluste die ukrainische Armee in den vergangenen Wochen erlitten hätten: 28 Flugzeuge und 19 Kampfhubschrauber habe man abgeschossen, 115 Panzer des Gegners außer Gefecht gesetzt, zudem habe Kiew 6749 Mann verloren.

Am Puschkin-Boulevard 34 sitzt die Regierung der "Donezker Volksrepublik". Premier Alexander Borodai hatte am Donnerstag dorthin geladen - um im Sitzungssaal in der 11. Etage seinen Rücktritt zu erklären. Er war zuvor eine Woche lang in Moskau gewesen. Der Rücktritt war erwartet worden. Denn Borodai ist Russe, er stammt aus Moskau, von dort war er zu Beginn der Kämpfe herbeigeeilt.

Deswegen übergab Borodai am Donnerstag sein Amt an einen 38-jährigen Mann, der in Felduniform neben ihm saß: Alexander Sachartschenko. Er ist Ukrainer, stammt aus Donezk, wo er im April mit einer Gruppe Bewaffneter das Bürgermeisteramt gekapert und damit die Übernahme der Stadt durch die Rebellen eingeleitet hatte.

Jetzt verkündete Borodai, die Donezker Volksrepublik  sei jetzt also ein richtiger Staat, man könne das Amt des Regierungschefs nun einem Mann aus dem Donbass übergeben. Das Parlament will Sachartschenko am Freitag formell bestätigen.

Seine Berufung könnte für Russland einen unschätzbaren Vorteil haben: Sollte die "Donezker Volksrepublik" Moskau um den Einmarsch von "Friedenstruppen" bitten wollen, wären das mit einem Ukrainer an der Spitze durchaus möglich. Bei einem Mann aus Moskau hätte es wie eine Farce ausgesehen.

"Die Lage ist sehr schwierig, aber nicht kritisch", sagte der neue Mann. Mit dieser Botschaft ging das belagerte Donezk am Donnerstag ins Bett.

Die USA haben Russland davor gewarnt, in die  Ukraine einzumarschieren. Humanitäre Hilfen dabei als Vorwand zu nutzen, wäre "vollkommen inakzeptabel", sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, am Freitag vor dem Uno-Sicherheitsrat in New York. "Jede weitere einseitige Intervention Russlands auf ukrainischem Territorium, darunter eine unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe wäre (...) zutiefst alarmierend", so Power.

Nur die USA darf humanitäre Vorwände für Kriehe und Militärschläge wie im Nordirak als fadenscheinige Begründung benutzen oder Israelis im  Krieg gegen Palästinenser  und diue arabische Welt insgesamt vorschicken . Andere Staaten dürfen das nicht, könnte man ironisch anmerken. 

Russland hatte die Einrichtung humanitärer Korridore im Osten der Ukraine vorgeschlagen, damit Zivilisten vor den Kämpfen fliehen könnten. Zudem könne das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) Hilfskonvois organisieren.

Bei Kämpfen mit prorussischen Rebellen im Osten der Ukraine sind nach Angaben aus Kiew binnen 24 Stunden 13 ukrainische Soldaten getötet worden. Das gab der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine am Samstag bekannt. Die Armee hatte am Freitag 15 Todesopfer in den eigenen Reihen beklagt. Über Opfer seitens der Separatisten gab es vorerst keine Informationen Wegenmilitärischer Erfolglosigkeit war jüngst der Chef des Nationalen Kriegsrates Parabuyi,  der auch schon Mitglied der faschistischen Partei Swoboda war, zurückgetreten.