Zentralrat der Juden: Herr Verleger -

 Gegen Antisemitismuskeule

Zentralrat der Juden: " in Israel gibt es eine Kultur des Hasses"

In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung sagt Professor Rolf Verleger vom Zentralrat der Juden, dass Israelkritik auch dann zwingend geboten und notwendig sei, wenn man sich deswegen des oft ungerechtfertigten Vorwurfes des "Antisemitismus" einhandeln sollte.  

Sollten sich Deutsche eine besondere Zurückhaltung bei der Kritik an der israelischen Politik auferlegen? Klare Antwort: Nein, das finde ich nicht. Etwas differenzierter: Ich finde schon, dass ein Bedauern spürbar sein sollte, über das, was im Dritten Reich meinen Eltern und Großeltern angetan wurde. Mit Leuten, bei denen ich das nicht spüre, möchte ich auch nicht diskutieren. Da läuft dann etwas falsch. Solche Leute sollten lieber den Mund halten. Wenn man aber die richtigen Lehren aus dem Dritten Reich gezogen hat, kann man zu heutigem Unrecht nicht schweigen. Wer sich für Menschenrechte einsetzt, braucht Rückgrat – auch wenn er sich den Vorwurf des Antisemitismus einhandelt. Oft sind diese Vorwürfe taktisch motiviert. "

 

Israels Ministerpräsident Netanjahu steht wegen seiner Palästina-Politik im Zentrum der Kritik. Foto: dpa

 

Vertreter jüdischer Organisationen beklagen antisemitische Hetze bei Demonstrationen, die sich gegen die Politik Israels in Gaza richten. Der Psychologie-Professor Rolf Verleger, ehedem Direktoriumsmitglied im Zentralrat der Juden, empfiehlt seinen Glaubensbrüdern, vor der eigenen Tür zu kehren.

Herr Verleger, ist hundertprozentige Solidarität mit IsraelPflicht für jeden Juden?
Der Pschologe Rolf Verleger hält Kritik an Israel für verständlich.

 
 
 
 
 
 
Ich sehe das nicht so. Pflicht für uns Juden ist von alters her eine moralische Lebensführung, wie sie uns von Gott vorgezeichnet wurde. Wenn das unvereinbar ist mit der konkreten Politik eines Staates, muss man zwischen zwei Pflichten wählen: zwischen Moral und Nationalismus. Als Bürger der Bundesrepublik Deutschland fällt es mir nicht schwer, eine Wahl zu treffen.
Wie konnte es dazu kommen, dass der Nahostkonflikt erneut derart eskaliert?
Was auf palästinensischer Seite abläuft, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich kann nur für meine Seite sprechen und damit gewissermaßen vor meiner Tür kehren. Im Lande Israel gewinnen zusehends nationalreligiöse Strömungen die Oberhand. Die sagen: „Gott hat uns dieses Land geschenkt. Wir müssen unsere Feinde zerschmettern.“ So denken die auch im 21. Jahrhundert noch,sagt er in der StZ. .
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.interview-mit-rolf-verleger-in-israel-gibt-es-eine-kultur-des-hasses.57c6125c-ba8b-4a56-b25b-6d1771763317.html