Kapitalistische Monopolisierung: Handy-Gebühren-Abzocke droht

Die Großkonzerne auf dem Telekommunikationsmarkt sind wie die Konzerne aller Branchen unersättlich. So findet auch auf der Basis der Konkurrenz von Top-Oligopolisten eine weitere Monopolisierung dieses Marktes statt.

Infografik: Mobilfunkanschlüsse in Deutschland (1. Quartal2014)

Mit dem Kauf vom Telefon-Giganten E-Plus durch den spanischen EU Oligopolisten Telefonica, dem auch 0²  gehört, werden aus vier großen Playern auf dem Mobilfunkmarkt nur noch drei Global Player im Lande, die sich den Markt kartellartig untereinander aufteilen. Zu erwarten sind früher oder später gigantische Preiserhöhungen der Gebühren für das Telefonieren mit dem Handy und eine Abzocke der Telefonkunden im Lande.    

Die Kapitalakkumulation und die Fusionitis, die Marx schon für die Gesamtentwicklung im Kapitalismus konstatierte, greift jetzt auch in dieser Branche.  Neben Telefonica wird es dann nur noch die Telekom und die britische Vodafone als Global Player geben . Preisabsprachen der Monopolisten untereinander  werden wahrscheinlicher.

Die EU-Kommission hat den Zusammenschluss von E-Plus und O2 unter dem Dach von Telefónica zum nach Zahl der Kunden größten Mobilfunkanbieter Deutschlands genehmigt. Gemeinsam kommen die bisherige Nummer drei und vier im Markt auf rund 43 Millionen Kunden und überholen sowohl Vodafone als auch T-Mobile. Addiert man die Jahresergebnisse von 2012, ergibt sich ein gemeinsamer Umsatz von 8,3 Milliarden Euro. 

Nun verpflichtet sich Telefónica etwa, Netzkapazitäten abzutreten, um sogenannten “virtuellen Netzbetreibern” (MVNO) wie 1&1, Drillisch und Freenet die Existenz zu sichern. Die sind aber natürlich auch vom Oligoplisten Telefonica abhängig und insofern keine echte Konkurrenz. .

In einer  Pressemitteilung hat Telefónica zudem bereits Personalveränderungen im Zuge der nun genehmigten Übernahme bekannt gegeben. Neuer Vorstandsvorsitzender wird Thorsten Dirks, bisher Vorstandsmitglied des E-Plus-Eigentümers KPN sowie CEO von E-Plus. Als COO wird Markus Haas das gemeinsame operative Geschäft verantworten. Der Jurist ist seit 1998 für Telefónica in unterschiedlichen Managementpositionen tätig. Bereits seit 2009 ist er Mitglied der Geschäftsführung. Die Mathematikerin Rachel Empey, die seit 2004 in leitenden Positionen bei Telefónica tätig ist, wird CFO. Haas und Empey bilden bereits seit 2012 gemeinsam den Vorstand der Telefónica Deutschland Holding AG.

Das neu formierte Führungsteam erwartet von der Transaktion Synergien von mindestens fünf Milliarden Euro. Firmensitz des Unternehmens bleibt München. Über die weitere Entwicklung der einzelnen Standorte soll erst nach Vollzug des Erwerbs entschieden werden. Das Unternehmen hofft, die Übernahme von E-Plus im Laufe des dritten Quartals 2014 abzuschließen.

Telefónica hatte dem niederländischen TK-Konzern KPN für E-Plus fünf Milliarden Euro sowie einen Anteil an Telefónica Deutschland in Höhe von 17,6 Prozent angeboten. Diese Transaktion wird durch eine voll garantierte Kapitalerhöhung finanziert. Nach ihrem Abschluss wird Telefónica Anteile an KPN in Höhe von 7,3 Prozent erwerben.

Telekommunikations-Analyst James Robinson von Ovum kommentierte, O2 habe sich gerade aus der Tschechischen Republik sowie Irland zurückgezogen und wolle mit der Übernahme offensichtlich seine Position in einem wichtigen europäischen Markt stärken. “Die europäische Kommission hat zwar immer das Störmoment durch kleine Marktteilnehmer geschätzt (etwa von Free Mobile in Frankreich), sich aber mit einer auf ein Land beschränkten Konsolidierung angefreundet. Die Übernahme von O2 in Irland durch 3 wurde im Mai unter ganz ähnlichen Umständen genehmigt, und zuvor bekam es auch die Erlaubnis, den Ableger von Orange in Österreich zu kaufen.”