Hunderte Millionen Euro seien über Vertretungen zypriotischer Banken in London und Moskau von Zypern überwiesen worden, teilt die Agentur Itar-Tass unter Berufung auf den griechischen Fernsehkanal „Mega“ mit.

Nach Informationen von „Mega“ erklinge auf Zypern „scharfe Kritik an die Adresse des Geschäftsführers der Zentralbank Zyperns, Panikos Dimitriadis, der während der Krise den Filialen der Bank Zyperns und der Zypriotischen Volksbank in London erlaubt hat, ihre Arbeit fortzusetzen, so dass es möglich geworden war, größere Beträge von den Konten bei den zypriotischen Banken in der britischen Hauptstadt und über eine russische Bank in Moskau abzuheben“.

„Während die Verhandlungen zwischen der zypriotischen Regierung und den Europäern fortdauerten und auf Zypern Einschränkungen für das Abheben von Mitteln eingeführt wurden, wurden über Abteilungen zypriotischer Banken im Ausland Hundertmillionen Euro abgehoben“, teilt der Fernsehkanal mit.

Den Worten des Fernsehkanals zufolge stehe „der Geschäftsführer der Zentralbank Zyperns, Panikos Dimitriadis, jetzt jm Visier der politischen Führung der Insel wegen seiner Handlungen während der Krise, und es erklingen Forderungen nach dessen Demissionierung“.

„Mega“ teilt mit, dass sich jetzt in den Händen des Parlamentsvorsitzenden Zyperns, Yannakis Omirou, eine Liste der jüngsten Geschäfte zypriotischer Banken befindet, die in der Zeit abgewickelt wurden, als die Eurogruppe die Entscheidungen über ein „Beschneiden“ von Depositen traf.

Seinerseits teilte heute die zypriotische Zeitung „Fileleftheros“ mit, seien Informationen über „einen großen Diebstahl von Mitteln“ aus der Zypriotischen Volksbank und über den „Skandal mit der Abwanderung von Milliarden Euro von Zypern nach Griechenland“ aufgekommen.

In eine Sitzung wurden dringend der Parlamentsvorsitzende, Yannakis Omirou, und der Generalstaatsanwalt, Petros Kliridis, bestellt.

Der letztere verpflichtete die Mitglieder des Verwaltungsrates der Zypriotischen Volksbank diese Informationen dem Parlament bereitzustellen.

„Im Anschluss daran haben Omirou gemeinsam mit den Parlamentariern und dem Generalstaatsanwalt beschlossen, die Informationen, die bereitgestellt wurden, in die Kategorie ’Streng geheim’ einzustufen und sie im Gebäude des Parlaments zu verwahren, in dem erhöhte Sicherheitsvorkehrungen unternommen werden“, schreibt „Fileleftheros“.

Sollte es sich herausstellen, dass in den zypriotischen Banken jetzt weniger Geld als zuvor gibt, so wird sich der geplante Prozentsatz der außerordentlichen Steuer von den übrig gebliebenen Depositen erhöhen.

Der Finanzminister Zyperns, Michalis Sarris, der früher von der Möglichkeit gesprochen hatte, 30 bis 40 Prozent von den Großeinlagen bei der Bank Zyperns abzuschreiben, erklärte heute im Äther des zypriotischen Fernsehkanals RIK, dass er es nicht ausschließe, dass sich das „Stutzen“ der Einlagen von mehr als 100.000 Euro bei der Bank Zyperns 50 Prozent und bei der Zypriotischen Volksbank 80 Prozent betragen würde. 

Schon vor Wochen empfahlen zyprische Wirtschaftskanzleien ihren ausländischen Kunden, die auf Zypern eine Firma unterhalten, ein Konto auf Malta.

Der Trend habe stark zugenommen, seit die ersten Spekulationen über eine Beteiligung von Spareinlagen an der Bankenrettung aufkamen, sagte ein Insider dem Handelsblatt.

Internationale Kanzleien mit Sitz in Texas schickten gezielt E-Mails an zyprische Firmen.

"Malta besitzt einen starken Finanzsektor, eine gute Wachstumsrate und niedrige Staatsschulden", hieß es darin. Bemühungen, die bisher nach Zypern fließenden Gelder aus Russland, der Ukraine, Großbritannien und dem Libanon anzuziehen, gibt es nach Angaben von Insidern auch von Kanzleien auf der Isle of Man und aus Lettland.

Die Stabilisierung des Finanzsektors in Zypern geht also  noch stärker zu Lasten der Kunden, als bislang angenommen:

Wer bei der Bank of Cyprus mehr als 100.000 Euro angelegt hat, erwartet ein Verlust von rund 60 Prozent.

Die Schocknachrichten aus Zypern nehmen kein Ende: Knapp eine Woche nach der Rettung des Mittelmeerstaates mit einer bislang einmaligen Sparer-Beteiligung wird klar, dass Kunden der größten Bank des Landes noch deutlicher zur Finanzierung herangezogen werden als bislang bekannt.

Kunden der Bank of Cyprus müssen mit einem Verlust von rund 60 Prozent ihrer Sparguthaben von mehr als 100.000 Euro rechnen, wie die Zentralbank am Samstag bestätigte. Über die bislang noch offenen Details der Beteiligung von reichen Bankkunden hatte die Nachrichtenagentur Reuters bereits am Freitag berichtet.

Bislang war also ein Abschlag von 30 bis 40 Prozent erwartet worden,

Beschlossen ist nach dem Dekret der Zentralbank nun, dass Anleger für ihre Einlagen ab 100.000 Euro Aktien der Bank of Cyprus im Wert von lediglich 37,5 Prozent erhalten sollen.

Der Rest könnte für immer verloren sein:

22,5 Prozent der Einlagen über der Grenze sollen gar nicht berücksichtigt werden, sind also ohnehin verloren.

Die restlichen 40 Prozent sollen nur dann ausbezahlt werden, wenn die angeschlagene Bank sich gut entwickelt.

Zudem werden die Vermögen der Laiki-Bank, die im Zuge des Rettungspakets ganz abgewickelt wird, zur Bank of Cyprus übertragen.

Update

Auch der Präsident des Landes wurde vorgewarnt. 

Im familiären Umfeld von Staatspräsident Nikos Anastasiadis soll privates Vermögen vor der Einigung auf eine Zwangsabgabe in Zypern in Sicherheit gebracht worden sein.

Drei Tage vor der entscheidenden Sitzung der Euro-Gruppe am 15. März hat eine Firma, die einem Ängehörigen des Präsidenten gehört, mehr als 21 Millionen Euro nach England überwiesen, berichtete die Wiener Zeitung unter Berufung auf die zyprische Tageszeitung Charavgi.

Ein Bankbeleg soll die Transaktion beweisen.

Der Bericht von Charavgi zufolge hat die Firma Ani Loutsios and Sond Ltd. ingesamt fünf Schecks der Laiki Bank bearbeitet.

Am 12. März sei zunächst die Hälfte des Geldes, am Folgetag der Rest überwiesen worden.

Anastasiadis' Tochter Elsa ist mit dem Sohn des Miteigentümers dieser Firma verheiratet, schreibt die Zeitung.

Präsident Anastasiadis soll nach Angaben des zyprischen Finanzministers Michalis Sarris über die geplante Zwangsabgabe auf Spareinlagen informiert gewesen sein.

Anastasiadis bestreitet das. In einer Mitteilung wehrte sich Anastasiadis gegen die Vorwürfe. Er kündigte an, mögliche Untersuchungen zu dem Fall unterstützen zu wollen.

Jetzt wurden weitere Details der Geld-Überweisungen vor und nach der Schließung der Banken auf Zypern bekannt. 

Insgesamt sollen 136 Firmen ihr Vermögen ins Ausland verbracht haben.

Das geht aus einer entsprechenden Liste hervor. Die Kapitalflucht war gigantisch.

Die griechische Presse berichtet, dass Unternehmen vor der Bankenschließung insgesamt rund 700 Millionen Euro aus Zypern ins Ausland überwiesen haben sollen.

Eine entsprechende Liste wurde von griechischen Medien veröffentlicht.

Darauf werden 136 Namen von Firmen und Einzelpersonen genannt, die Geld von ihren Konten abgezogen haben sollen.

Darunter sind Reedereien, Energie-Unternehmen und juristische Kanzleien. Sogar staatliche Unternehmen sollen an der Kapitelflucht beteiligt gewesen sein.

Die fraglichen Überweisungen geschahen in der ersten Märzhälfte, also genau vor dem Krisengipfel der Euro-Länder am 15. März.

Das ist für die griechische Zeitung „Proto Thema“ Grund zum Verdacht, „dass einige dieser Leute Insider-Informationen über die zu erwartenden Beschlüsse der Euro-Zone hatten“, wie Spiegel Online weiter berichtet.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-03/zypern-praesident-zwangsabgabe