Die EU Bürger sollten ihre Spargroschen in Sicherheit bringen, denn das Geld ist im Euro-Raum nicht mehr sicher und zu einem Spielgeld im großen Casino verkommen.  

Die EZB wusste von den russischen, britischen und den griechischen Milliarden auf Zypern – und zwar bereits ein Jahr vor dem EU-Beitritt des Landes. Der EU-Beitritt Zyperns wurde dennoch vorangetrieben. Denn das internationale Finanzsystem ist ein Schneeballsystem, in dem jeder Neuzugang willkommen ist. Der Euro dient als riesige Waschmaschine - solange keiner den Strom abdreht.

Und die EZB selber haftet beispielsweise für zypriotische Staatsanleihen, die im großen Stil als Sicherheit bei der EZB hinterlegt worden sind. 

Sie machen ein Drittel des Eigenkapitals der EZB aus. Geht Zypern pleite, wankt die EZB.

Viele Beobachter fragen sich, warum die Euro-Retter im kleinen Zypern nicht dasselbe machen wie in Griechenland: Dort gab es einen Schulden-Schnitt für die Investoren in griechische Staatsanleihen.

Beim Zypern-Deal bleiben die zypriotischen Staatsanleihen außen vor: Sie sind nicht vom Haircut betroffen.

Auch die Bond-Inhaber von Banken-Anleihen werden nicht zur Kasse gebeten. Der Grund ist einfach: Der überwiegende Teil der Staatsanleihen Zyperns sind bei EZB als Sicherheiten hinterlegt. Die Papiere wurden bei der EZB als Pfand für neue Schulden hinterlegt. Das heißt: Zypern gehört längst nicht mehr sich selber, sondern der EZB.

Für die Bank-Anleihen hat Zypern eine Staatsgarantie ausgesprochen: Gehen die Banken pleite, hat Zypern für die Anleihen der beiden größten Banken eine Garantie gegeben. Das bedeutet: Wenn eine der Banken pleite geht, steht der Staat für die Schulden gerade. Deshalb wollen Draghi und die EZB die  zypriotischen Banken nicht in Konkurs gehen lassen. 

Es gibt zwar keine offiziellen Zahlen. Mark Grant von Out of the Box schätzt jedoch, dass bei der EZB Papiere im Wert von 11,6 Milliarden Dollar aus Zypern als Sicherheiten hinterlegt sind.

Im Klartext: Das Schlimmste für Mario Draghi wäre eine Bankenpleite und eine daraus resultierende  Staatspleite in Zypern.

Dann hätte die EZB einen Verlust von etwa 12 Milliarden Dollar. Das gesamte Eigenkapital der EZB betrug nach Berechnungen von Hans-Werner Sinn etwa 31 Milliarden Euro.

Mit einer Zypern-Pleite würde das Eigenkapital der EZB folglich dramatisch reduziert.

Über Target 2 ist das natürlich auch ein Thema für die Bundesbank: Im Falle eines Verlustes müssten die europäischen Staaten frisches Kapital in die EZB pumpen. Für Deutschland wären das immerhin vermutlich etwa 3 Milliarden Euro. Alle anderen Euro-Staaten müssten den Rest aufbringen.

Im Unterschied zu den Target 2-Salden handelt es sich hierbei um reales Geld.

Das muss aufgebracht werden. Daher unternehmen die Euro-Retter tatsächlich alles, um den Inhabern von Bank-Konten in Zypern das Geld abzunehmen. Denn ihre Guthaben sind reale Sicherheiten, auf die EZB dann zugreifen kann. Die Staatsanleihen sind als Schrottpapiere faktisch nicht mehr zu gebrauchen.

Das Schneeballsystem ist daher an einem Punkt angekommen, wo alle Schranken niedergerissen werden:

Die Zwangs-Abgabe hat keinerlei rechtliche Protest-Möglichkeiten für die Konto-Inhaber. Die Insolvenz einer Bank unterläge dagegen zumindest einem vorhersehbaren rechtlichen Prozess – auch wenn die Chancen für die Kunden minimal sind, etwas von ihrem Geld wiederzusehen.

Auch die Kapitalverkehrs-Kontrollen in Zypern sind ein klarer Bruch des europäischen Rechts.

In den Verträgen von Maastricht ist die Errichtung von Kapitalverkehrs-Kontrollen ausdrücklich untersagt. Nun wird Zypern zum Rechtsbruch gezwungen. Aber jeder Rechtsbruch ist für Mario Draghi und die Euro-Retter weniger schlimm als das Zerbrechen des Euro.

Fliegt das Euro-System auseinander, bleiben alle Gläubiger auf ihren Target 2-Forderungen sitzen.

Im Falle Deutschlands sind das astronomische Summen. Aus dieser Perspektive ist der organisierte Bank-Raub in Zypern das kleinere Übel.

Mario-Draghi und die Euro-Retter kämpfen auf Zypern nicht für das kleine Land. Sie kämpfen um das eigene, nackte Überleben. Einer der Gründe, warum Zypern nun in die Knie gezwungen werden müsse, ist also das  gigantische Problem der Geldwäsche.

Die Klage über die Mißstände wird von allen geführt, vor allem von den Rettern: EU, EZB und IWF werden nicht müde zu betonen, dass es nicht gegen die kleinen Leute gehe, sondern gegen die großen Geldwäscher.

Die EZB habe gewusst, dass russisches, griechisches und britisches Geld nach Zypern fließt, sagt Yasen Iliev, Investmentbanker des Beratungsunternehmens New Europe Corporate Advisory, in Sofia.

2007 erwähnt der Konvergenzbericht der EZB großen Kapitalzustrom nach Zypern.

„In den Jahren 2004 bis 2006 kamen viele der Gelder, die das zypriotische Leistungsbilanzdefizit finanzierten, aus Kapitalzuströmen, bestehend aus ausländischen Einlagen und Krediten“, so der Report. Diese „fremden Investitionen“ betrugen beträchtliche 11,3 Prozent des BIP im Jahr 2006.

Diese Kapitalzuflüsse hätten das Leistungsbilanzdefizit zwischen 2004 und 2006 sogar überstiegen, so dass Zypern in dieser Zeit weitere Währungsreserven anhäufen konnte. Die Bilanzen waren ja so schön gerechnet worden und so bekam man frisches EZB-Geld.  

Eine auf der EZB-Website veröffentlichte Datentabelle zeigt, dass 2011 ausländische Einlagen in Zypern mit 19,2 Milliarden Euro einen Höchststand erreichten.

Die ausländischen Gelder überstiegen sogar die Wirtschaftskraft Zyperns um eine Milliarde Euro. Technisch wäre es unmöglich, dass es man es nicht gewusst hätte.

„Große Ungleichheiten innerhalb des BIP, zum Beispiel der überdimensionierte Bankensektor, waren eine Zeitbombe die von Studenten der Makroökonomie leicht zu erkennen waren, geschweige denn von Bankern der Zentralbank“, sagte Iliev dem EU Observer.

Die Zyprioten hätten wohl gedacht, die Party würde unendlich weitergehen. „Die Faustregel in Brüssel und Frankfurt war ‚lasst sie’, wahrscheinlich wegen Zyperns Streit mit der Türkei oder weil die Wirtschaft der Insel zu klein war, um sich darum zu kümmern.“

Die Konsequenz sei, dass die Zyprioten wie Kinder aufwuchsen, die wussten, dass ihre Eltern manchmal wütend auf sie seien, sie aber nie aus dem Haus werfen würden, so Iliev.

Zypern in die Eurozone zu lassen, hätte weniger mit Wirtschaftslehre als Politik zu tun, argumentiert Peter De Keyzer, Chef-Ökonom der Bank BNP Paribas in Brüssel.

De Keyzer ist erstaunt, dass nach dem Fiasko in Zypern nächstes Jahr auch Lettland der Eurozone beitreten soll.

„Bei allem nötigen Respekt für was sie erleben mussten und erreicht haben – das ist erneut eine politische Entscheidung die nichts mit Wirtschaftslehre zu tun hat.“

Warum aber haben EZB und EU den Beitritt dann nicht verhindert? Warum haben sie nicht viel früher reagiert?

Die Erklärung liegt in der Natur der Sache:

Das internationale Finanzsystem ist zu einem globalen Schneeball-System entartet. Zu einem solchen System gehört wesentlich, dass immer neue Gelder in den Topf fließen, damit die alten Spieler ausbezahlt werden können.

Je mehr neue Mitgieder, desto unübersichtlicher und damit unkontrollierbarer wird das Spiel.

Die Komplexität steigt mit jedem neuen Mitglied im selben Maß, wie die Transparenz geringer wird. Es ist wesentlich für das Euro-System , dass es immer weiter wächst. Wenn es zu wuchern beginnt wie ein Krebs-Geschwür, haben die Spieler vom Finanz-Kasino längst kassiert.

Es mag ja durchaus sein, dass es in der EU auch einige Gutgläubige gibt, die tatsählich der Meinung sind, dass ein EU-Beitritt für jeden Kandidaten den Himmel auf der Erde bedeutet.

Paradiesische Zustände bedeutet das unkontrollierbare Wachsen allerdings nur für die Finanzindustrie. Sie können Schrottpapiere erzeugen verbiefen, was das Zeug hält. Sie bekommen immer neue Assets in die Hände, um neue Asset Backed Securities (ABS) auf den Markt zu werfen.

Jörg Asmussen, heute EZB-Außenminister, ist der Meister der ABS. Er ist der Mann, nach dessen Pfeife Europa tanzt. Ob die Assets nun serbische Stahlwerke, slowenische Bauernhöfe oder lettische Banken sind, ist gleichgültig.

Am Ende des Spiels steht dann der Bailout, oder, wie in Zypern, der Bail-In:

Die Steuerzahler in Europa zahlen die End-Abrechnung. Damit wenigstens die Endabrechnung nicht zu kompliziert wird, hat das Kasino eine einheitliche Währung ausgegeben: Der Euro ist für die einen das Spielgeld. Für die kleinen Leute wird er dagegen immer mehr zum Alptraum.

http://internetz-zeitung.eu/index.php/184-zypern-erhebt-jetzt-doch-zwangsabgabe-fuer-superreiche