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Professor Mundlos: Der Verfassungsschutz hat die NSU-Terror-Zelle aufgebaut

Siegfried Mundlos ist ein Informatik- Professor, der Vorlesungen an der Universität hält. Einer, der sich selbst als "Wahrscheinlichkeitsrechner" bezeichnet, der seine Doktorarbeit in Theoretischer Mathematik geschrieben und mehr als 20 Jahre lang Informatik an der Fachhochschule Jena gelehrt hat. Inzwischen lehrt er nicht mehr. Einer, der abends seinen schwerstbehinderten Sohn im Rollstuhl durchs Viertel schiebt, weil er "ihm was gönnen" möchte, wie er sagt.

Der erste Sohn ist seit der Geburt spastisch gelähmt. Als er im Alter von zehn Jahren erste Schritte im Wohnungsflur zurücklegt, ist das für die Eltern ein Erfolgserlebnis. Der zwei Jahre jüngere Sohn gesund, hochbegabt, intelligent - und Neonazi. Später als mutmaßlicher Serienmörder enttarnt.

 

Siegfried Mundlos hat sich sein eigeenes Bild  von der NSU-Geschichte gemacht. Der Verfassungsschutz habe die rechtsextreme Szene in Thüringen aufgebaut, bei der Gründung des Thüringer Heimatschutzes (THS), dem Sammelbecken verschiedener Kameradschaften, "maßgeblich mitgewirkt", regelrecht "eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme betrieben", sagt Mundlos senior.

Abgetaucht seien sein Sohn, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt nur, weil Letzterem eine Haftstrafe drohte. "Er wollte nicht noch mal ins Gefängnis, die drei waren in panischer Angst", sagt Mundlos. "Ich glaube, man hat Böhnhardt geraten, lieber in den Untergrund zu gehen zum Spitzeln als in den Knast." Der Verfassungsschutz könne doch "nicht so blauäugig gewesen sein, dass die drei ohne Geld oder Straftaten überleben". Er blickt mit großen Augen in die verdutzten Gesichter der Abgeordneten.

Siegfried Mundlos führt immer wieder Argumente an, die seine Theorie stützen: die Adressenliste, die 1998 bei einer Razzia bei seinem Sohn gefunden wurde, die sei "doch kein NSU-Netz, das ist ein Verfassungsschutz-Netz", ruft er. Fünf Kandidaten darauf seien als V-Leute enttarnt worden.

Das anonyme Schreiben, das er nach dem Verschwinden des Trios bekommen habe und worin behauptet werde, dass Zschäpe V-Frau gewesen sei. Den Brief habe er damals weggeworfen, einen Ermittler nur mündlich informiert.

Jetzt hat Prof. Mundlos vordem Gericht im NSU-Prozess ausgesagt und bekräftigt, dass nach seiner festen Überzeugung der Verfassungsschutz die Terror-Zelle selber aufgebaut habe.

Den Richter bezeichnet er als Klugscheißer und als jemand, der es mit rechjtsstaatlichen Prinzipien wie der Unschguldsvermutung  jedenfalls gegenüber seinem verstorbenen  Sohn nicht so genmau nehme.   

Und dann ist da der Thüringer Verfassungsschutz. Der Vater beschuldigt die Behörde, sie habe mit dem vielen Geld für den V-Mann Tino Brandt erst ermöglicht, dass „die jungen Leute“ zu rechtsextremen Konzerten und Demonstrationen fahren konnten und sie als Gruppe aufgebaut.

Der Unmut ist verständlich. Tino Brandt bekam vom Verfassungsschutz für seine jahrelange Spitzelei mehr als 200 000 D-Mark und baute parallel die Kameradschaft „Thüringer Heimatschutz“ auf. Ihr gehörten auch Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe an. Aus diesem "Heimatschutz" ging di eNSU-Terror-Zelle hervor. 

 

Und der Verfassungsschutz, behauptet Siegfried Mundlos, habe seinen Sohn, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe 1998 bewusst und ganz gezielt bzw. absichtlich fliehen lassen.

Später wirft er dem Verfassungsschutz vor, er habe seinen Sohn rund um die Uhr überwacht bzw. gesteuert. Solcher Psychoterror habe „enorm dazu beigetragen, den Uwe Böhnhardt und meinen Sohn noch irrer und steuerbarer zu machen“.