Der NSU-Untersuchungsausschuss will einen V-Mann-Führer des Verfassungsschutzes befragen. Doch das Innenministerium verweigere jede Information, klagt der Vorsitzende Edathy gegenüber Leitmedien.

Er forderte Kanzlerin Merkel auf, die versprochene Aufklärung zu ermöglichen. Im NSU-Untersuchungsausschuss bahnt sich der nächste Eklat an. "Wir wollen den V-Mann-Führer der Quelle 'Corelli' befragen", sagte der Ausschussvorsitzende Sebastian Edathy gegenüber Medien.Der VS Spitzel hatte auch Gegendemonstranten auf Antifa-Demos immer wieder fotografiert.

Auch Tino Brandt hat als V-Mann des Verfassungsschutz aber auch noch weitere Kontakte zu der NSU-Terror-Zelle. Tino Brandt, früherer Chef des „Thüringer Heimatschutzes” und V-Mann des Verfassungsschutzes, hat der Bundesanwaltschaft Geldzahlungen des Verfassungsschutzes an das untergetauchte Trio des „Nationalsozialistischen Untergrunds” (NSU) bestätigt. Einem Bericht des FOCUS zufolge, erklärte Brandt in seiner Zeugenvernehmung am 26. Januar in Karlsruhe, er könne „nicht ausschließen“, dass ihm die Behörde 2.000 Mark übergab, die er im Jahr 2000 an Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe weiterleiten sollte. Zugleich berichtete er von einer weiteren fingierten Spende des Geheimdienstes in Höhe von 500 Mark. Es sei „durchaus möglich“, dass ihn die Behörde 2001 „noch einmal beauftragt“ habe, durch eine Geldzahlung den Kontakt zu den Flüchtigen aufzubauen. Außerdem gab er zu, dass er dem Verfassungsschutz „drei bis fünf“ Brettspiele „Pogromoly“ für je 100 Mark verkauft hat. Diese Abwandlung des Spieles „Monopoly“ hatten Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe angeblich entworfen, um sich damit ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Brandt bestätigte dem Bericht zudem, dass er den Thüringer Verfassungsschutz jahrelang über Hilfsaktionen für Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe informiert hat. Er betonte, er habe dem Verfassungsschutz „stets wahrheitsgemäß“ berichtet. „Für mich galt der Grundsatz der Quellenehrlichkeit“, so der 37-Jährige gegenüber den Ermittlern.

Doch das Bundesinnenministerium verweigere jede Stellungnahme und Information zu der Quelle, so der SPD-Politiker. Man wolle noch nicht einmal bestätigen, dass es den V-Mann "Corelli" gegeben habe. Das sei "lächerlich". "Aber wir wollen das eigentlich nicht", sagte er. Der Vorsitzende des Ausschusses forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, das Versprechen einer umfassenden Aufklärung der NSU-Terrorserie einzuhalten und das Innenministerium zur Ordnung zu rufen. "Wir werden uns das nicht gefallen lassen", betonte Edathy.

Der Fall "Corelli" ist äußerst brisant. Hinter dem Decknamen verbirgt sich mutmaßlich der Neonazi Thomas R. aus Sachsen-Anhalt, in der Szene als "HJ Tommy" bekannt. R. soll mindestens von 1997 bis 2007 Informationen an das Bundesamt für Verfassungsschutz verkauft haben. Der Neonazi kannte offenkundig die NSU-Terroristen, sein Name tauchte auch auf einer Telefonliste von Uwe Mundlos auf, die Ermittler im Jahr 1998 in Jena gefunden hatten. R. unterstützte unter anderem das Neonazi-Szeneheft "Der weisse Wolf", in dem im Jahr 2002 ein Gruß an den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) veröffentlicht worden war. Außerdem gilt R. als ein Gründer des deutschen Ablegers des rassistischen "Ku Klux Klan", zu dessen Mitgliedern auch Polizisten aus Baden-Württemberg gehörten. Diese Beamten waren Kollegen von Michele Kiesewetter, die 2007 vom NSU durch Kopfschüsse in Heilbronn ermordet wurde.Er war Herausgeber der Zeitung "Nationaler Beobachter" und betrieb zahlreiche Internetseiten mit rechtsextremer Hetze. In einem internen Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) über "Rechtsextremistische Kameradschaften" wird er als Einziger namentlich aufgeführt und als "Namensgeber und Initiator" des Nationalen Widerstands Halle bezeichnet. Auch in der regionalen Sektion des militanten Neonazi-Netzwerkes Blood & Honour mischte R. mit und pflegte Kontakte zu anderen Größen aus den Nachbarbundesländern, zu NPD-Funktionären - und zu Uwe Mundlos. Thomas R. soll mit fünf anderen Neonazis Anfang der neunziger Jahre den European White Knights of the Ku Klux Klan (EWK KKK), einen deutschen Ableger des rassistischen Geheimbunds in den USA, gegründet haben. Jene Vereinigung, der auch zwei Polizeibeamte aus Baden-Württemberg angehörten, die 2005 bei der Bereitschaftspolizei Böblingen im Dienst waren - zeitgleich mit Michèle Kiesewetter, die 2007 mutmaßlich von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in Heilbronn erschossen wurde. Laut Untersuchungsbericht des baden-württembergischen Innenministeriums war einer der Polizisten zudem schwerpunktmäßig an Einsätzen mit "rechtem Hintergrund" beteiligt. Bis etwa 2003 soll es den EWK KKK gegeben haben. Im Sommer 1996 kam es in Johanngeorgenstadt im Erzgebirge zu einer Kreuzverbrennung, ähnlich wie es der amerikanische Vorreiter bei seinen Ritualen tut. In der rechten Szene Johanngeorgenstadts - und angeblich auch bei jener Kreuzverbrennung - tummelten sich damals mutmaßliche NSU-Helfer wie Mandy S., André E. und Matthias D. Sie waren es auch, die im Jahr 2000 die Weiße Bruderschaft Erzgebirge (WBE) gründeten, "die Reinheit der wundervollsten Rasse", wie es in der Vereinspostille "The Aryan Law and Order" ein anonymer Autor formuliert. Mit der Verlobten lebt er heute in Leipzig Thomas R. engagierte sich indes bei dem rechten Fanzine "Der Weiße Wolf", in dessen Ausgabe Nummer 18 im Jahr 2002 ein interessantes Vorwort erschienen ist. Fettgedruckt, ohne nähere Erläuterung, heißt es da: "Vielen Dank an den NSU". Es ist die erste bekannte Erwähnung des NSU in der Öffentlichkeit, neun Jahre bevor die einzigartige Mordserie aufgedeckt wird. Herausgegeben wurde das Heft zeitweise von David Petereit, Landtagsgeordneter der NPD in Mecklenburg-Vorpommern. Ermittler stellten bei ihm einen "Unterstützerbrief" des NSU sicher, Textbausteine aus diesem Schreiben tauchen später auch im Bekennervideo der Rechtsterroristen auf. Dem Kuvert soll auch eine vierstellige Bargeldspende beigelegen haben, die aus einem Überfall des Trios stammen könnte. Ermittler vermuten, dass der NSU ausgewählte Gesinnungsgenossen unterstützt hat. 2500 Euro soll er an "Der Weiße Wolf" gezahlt haben. Auch Thomas R. soll den Fanzines mit Anzeigen für seine Internetauftritte finanziell geholfen haben.

 

Im rechtsextremen "Thiazi"-Forum soll Thomas R. nach Recherchen von Antifa-Aktivisten "gamma" noch vor wenigen Wochen geschrieben haben: "Wenn wir an der Macht sind (…) wird auch unsere Stunde kommen, wo wir nicht mehr die sein werden, die geknüppelt werden!!!! Das ist ein weiterer Beleg dafür, dass der Verfassungsschutz über das Terror-Trio gut informiert war. Im NSU-Untersuchungsausschuss war vor Jahren schon ein mysteriöses Gespräch zwischen zwei Nazis bekannt geworden. Vor fünf Jahren im Jahre 2007 fand das BKA ein Tonband, auf dem von dem Terror-Trio die Rede ist. Damals war den Ermittlern das nur einen kleinen Vermerk über “Beate Schädler” und “Udo Mundlos” wert, jetzt fragt die Linke: Wurde eine Spur ignoriert? Es ist ein seltsamer Fund, den das Bundeskriminalamt 2007 bei dem bundesweit umtriebigen Neonazi Thorsten Heise machte. Die Beamten stellten während einer Razzia drei Kassetten eines Diktiergeräts sicher und fertigten darüber 2009 einen Vermerk an. Angeblich ist auf den Kassetten ein Gespräch zwischen Heise und dem berüchtigten Thüringer Neonazi Tino Brandt zu hören. In dem Gespräch kommen offenbar vor: die Namen der drei mutmaßlichen Mitglieder des “Nationalsozialistischen Untergrunds” (NSU). Brandt hat jahrelang für den Thüringer Verfassungsschutz als V-Mann gearbeitet, er wurde 2001 öffentlich enttarnt. Heise unterhielt sich mit Brandt in dem Gespräch, dessen genaues Datum unklar ist, über den Verfassungsschutz, die NPD und über diverse braune Kameraden. An einer Stelle sollen dann laut Vermerk diese Namen gefallen sein: “Beate Schäfer (oder) Schädler (phon.)”, “Udo (oder) Uwe Mundlos (phon.)”, “Udo Böhmer (phon.)”. In Klammern fügt der Vermerk an, die “3 Personen seien verschwunden”. Offenkundig handelt es sich um das mutmaßliche NSU-Trio Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Der BKA-Vermerk, der jetzt im NSU-Untersuchungsausschuss bekannt geworden ist, irritiert die Linken-Abgeordnete Petra Pau: “Wurde eine heiße Spur zum NSU ignoriert und wenn ja, warum?”Tino Brandt hat als V-Mann des Verfassungsschutz aber auch noch weitere Kontakte zu der NSU-Terror-Zelle. Tino Brandt, früherer Chef des „Thüringer Heimatschutzes” und V-Mann des Verfassungsschutzes, hat der Bundesanwaltschaft Geldzahlungen des Verfassungsschutzes an das untergetauchte Trio des „Nationalsozialistischen Untergrunds” (NSU) bestätigt. Einem Bericht des FOCUS zufolge, erklärte Brandt in seiner Zeugenvernehmung am 26. Januar in Karlsruhe, er könne „nicht ausschließen“, dass ihm die Behörde 2.000 Mark übergab, die er im Jahr 2000 an Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe weiterleiten sollte. Zugleich berichtete er von einer weiteren fingierten Spende des Geheimdienstes in Höhe von 500 Mark. Es sei „durchaus möglich“, dass ihn die Behörde 2001 „noch einmal beauftragt“ habe, durch eine Geldzahlung den Kontakt zu den Flüchtigen aufzubauen. Außerdem gab er zu, dass er dem Verfassungsschutz „drei bis fünf“ Brettspiele „Pogromoly“ für je 100 Mark verkauft hat. Diese Abwandlung des Spieles „Monopoly“ hatten Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe angeblich entworfen, um sich damit ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Brandt bestätigte dem Bericht zudem, dass er den Thüringer Verfassungsschutz jahrelang über Hilfsaktionen für Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe informiert hat. Er betonte, er habe dem Verfassungsschutz „stets wahrheitsgemäß“ berichtet. „Für mich galt der Grundsatz der Quellenehrlichkeit“, so der 37-Jährige gegenüber den Ermittlern.

Es gibt noch eine weiter Person im Umfeld von Beate Zschäpe, die Kontakte zu Polizeibehörden hatte nämlich ihr jahrelanger Intimfreund Thomas S.

Freund von NSU-Frau Zschäpe war Vertrauensperson der Berliner Polizei Der Mann, der schon vor Jahren als Vertrauensperson Thomas S. durch Medien gereicht wird, ist keine »Neuentdeckung« im Dickicht des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU). Doch manchmal macht eine kleine Information zum richtigen Moment die Staatsaffäre aus. Thomas S. »hatte mal was« mit Beate Zschäpe. Er war »liiert«, liest man in einem geheimen Verfassungsschutzpapier vom September 1998. Egal welchen Begriff man auch wählen mag, »Tommi« ist interessant. Schließlich ist seine »Ex« die einzige Überlebende der sogenannten Zwickauer Zelle. Der werden zehn zumeist rassistisch motivierte Morde, zwei Bombenanschläge und zahlreiche Banküberfälle angelastet. S. machte seit den 90er Jahren in der Chemnitzer Skinheadszene mit, wurde 1991 das erste Mal straffällig und 1993 wegen Beihilfe zur versuchten schweren Brandstiftung in Tateinheit mit Waffenbesitz verurteilt. Und so machte er munter weiter. Bald darauf bekam er zwei Jahre und sechs Monate »Staatspension« – und im Knast Besuch von den Kameraden, aus denen später der NSU entstand. Der »Macher« war spätestens ab 1997 in der militanten Vereinigung »Blood & Honour, Sektion Sachsen«. Er stieg auf zum Vizechef. 1997 besorgte »Tommi« Sprengstoff, leitete das Paket nach Thüringen weiter. Wenig später flog in einer Garage in Jena die Bombenwerkstatt von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe auf. Das Trio ging in den Untergrund. S. blieb hilfreich, er brachte das Trio zunächst in der Wohnung des B&H-Sympathisanten Thomas R. unter, danach bei Max-Florian B. Dass Thomas S. wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung angeklagt wird, ist unwahrscheinlich. Nicht nur, weil die Vorwürfe verjährt wären. Eine weitere Etappe in seiner Biografie könnte bei der Straffreiheit hilfreich sein. Im November 2000 war S. von Berliner LKA-Leuten als »VP« verpflichtet worden. Vertrauensperson blieb er bis zum Januar 2011. Wie wurde er geworben? Vermutlich kam der Tipp von sächsischen LKA-Beamten. Im November 2000 hat man S. wegen der Produktion des »Landser«-Albums »Ran an den Feind« festgenommen, durchsuchte seine Wohnung, fand allerlei Verbotenes. Darunter war ein Adress- und Notizbuch mit Anschriften von NSU-Unterstützern: Max-Florian B., Mandy St., André E. ...

Sie alle sorgten sich jahrelang um das »Trio«, das da wohl schon nach Zwickau gezogen ist. Das Büchlein scheint auf dem Weg zum LKA in Erfurt verschwunden zu sein. Da das sächsische LKA keine VP führen darf, hat man S. vermutlich an die Berliner durchgereicht. Zugleich gibt es aber Indizien dafür, dass S. als V-Mann für den sächsischen Verfassungsschutz gearbeitet hat. Er soll »Blood & Honour«- und Nachfolgestrukturen ausgespäht haben. Unklar ist noch, ob auch das Bundesamt an S. »dran« war oder von den Erkenntnissen der Dresdner Agentenkollegen profitierte. Was hat man S. für seine Dienste versprochen? Dass man ihm seine »Kameraden« vom Leib hält? Immerhin hatte S. schon mal schmerzhaft zu spüren bekommen, dass man nicht ungestraft über Interna aus der Szene plaudern darf. »Tommi« hatte mit seinen umfangreichen Aussagen zur »Landser«-Produktion Jan W. belastet. Die Aussagen wurden auf wundersame Weise in der Naziszene bekannt. Mehr noch: In der Zwickauer Frühlingsstraße, der letzten Wohnung der Mörderzelle, die Zschäpe in Brand gesteckt haben soll, wird im November 2011 sogar das Protokoll von S.' Vernehmung gefunden. Juristisch ist S. aus der Anklage locker rausgekommen. 2005 wurde er zu zehn Monaten Haft – ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung – verurteilt. Wie hoch ist die Bedeutung des Polizei-Spitzels Thomas S. einzuschätzen? Das ist ohne die Kenntnis der Berliner Akten schwer einzuschätzen. Immerhin aber kam von S. der Hinweis, dass man bei der Suche nach Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe nicht am Chemnitzer Jan W. vorbeikommt. Der war nicht nur »Landser«-Produzent, sondern bereits durch den V-Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes »Piato« als möglicher Waffenlieferant des NSU-Trios benannt worden. Das Brandenburger Innenministerium leugnete gestern, je einen Informanten mit Kontakten zum NSU »beschäftigt« zu haben. Wirklich nicht? Statt zu leugnen könnte man ja mal die oberste Verfassungsschützerin fragen. Die hatte elf Tage nach dem Auffliegen der NSU-Zelle ein VS-Protokoll vom 17.9.1998 auf dem Tisch. Festgehalten ist eine Besprechung im Potsdamer Innenministerium, anwesend waren sieben Verfassungsschützer aus Potsdam, Erfurt und Sachsen. Die Rede ist dabei von einem »weiteren Überfall«, den das Trio plane, bevor es sich nach Südafrika absetzen wolle. Die Sache hat einen üblen Beigeschmack, denn das Potsdamer Ministerium war »grundsätzlich nicht bereit, die Quellenmeldung als solche für die Polizei ›freizugeben‹«. * Aus: neues deutschland, Samstag, 15. September 2012 Näher dran geht nicht Neonaziskandal längst zur Staatsaffäre geworden: Mutmaßliche Terrorhelfer waren V-Männer des Berliner Landeskriminalamtes. Von Sebastian Carlens ** Wie nah war der Staat an den einer Mordserie verdächtigten Terroristen des »Nationalsozialistischen Untergrundes« (NSU)? Näher geht es kaum, muß die Antwort mittlerweile lauten: Engste Unterstützer des NSU-Trios könnten im Sold staatlicher Stellen gestanden haben, erfuhr am Donnerstag abend der Bundestagsausschuß zum Behörden»versagen« bei der Aufklärung einer Mordserie an Migranten. Einem Bericht von Spiegel online vom Donnerstag zufolge soll der Chemnitzer Neonazi Thomas Starke, gegen den der Generalbundesanwalt als Unterstützer des NSU ermittelt, seit dem Jahr 2000 als »Vertrauensperson« für das Berliner Landes¬kriminalamt (LKA) gearbeitet haben. Im Januar 2011, ein dreiviertel Jahr vor Auffliegen der Terrorzelle, sei die Quelle abgeschaltet worden, so die Webseite. Erst am 20. März 2012 informierte die Berliner Behörde den Generalbundesanwalt über den Kontakt. Der Ausschuß-Obmann der Grünen, Wolfgang Wieland, kritisierte am Freitag im RBB-Inforadio, daß diese »relevanten Informationen« dem Gremium erst am Donnerstag durch ein »hereingereichtes dreiseitiges Papier« zur Verfügung gestellt worden seien. Thomas Starke gilt als Schlüsselfigur beim Abtauchen des NSU in den Untergrund. Bereits 1998 soll er dem späteren Terroristen Uwe Mundlos ein Kilogramm des Sprengstoffes TNT verschafft haben. Der NSU entzog sich nach dem Fund des Sprengstoffes in einer von Beate Zschäpe angemieteten Garage 1998 in Jena der Festnahme und tauchte ab – zunächst nach Chemnitz. Dort habe ihnen Starke, der rund um das Jahr 1997 mit Zschäpe liiert gewesen sein soll, die erste konspirative Bleibe vermittelt, berichten Verfassungsschutzpapiere. In einem als »VS – nur für den Dienstgebrauch« klassifizierten Dokument des sächsischen Landesamtes vom 18.11.2011, das jW vorliegt, wird Starke als »hervorzuhebende Persönlichkeit« beschrieben: »Seine Kontakte zu den Flüchtigen stellen Anhaltspunkte dar, daß Starke der Gruppierung zugehörig war«, heißt es dort. Zwei Jahre später soll er laut Spiegel online vom LKA als »V-Mann« geworben worden sein. Starke machte schon 2001 erste Angaben zum Verbleib der NSU-Terroristen. 2002 soll er schließlich den Hinweis gegeben haben, bei Jan Werner, ebenfalls einem hochrangigen Neonazi aus dem »Blood&Honour«-Umfeld, nachzuforschen. Werner war bereits von einem weiteren V-Mann als möglicher Waffenlieferant des NSU benannt worden. Jan Werner könnte gewußt haben, wo sich die NSU-Mitglieder verbergen. Doch Nachforschungen waren vielleicht gar nicht nötig, denn auch Werner selbst, im Papier des sächsischen Landesamtes als »Führungspersönlichkeit« beschrieben, soll im Sold der Berliner Behörde gestanden haben: Laut einem Bericht der Berliner Zeitung (Onlineausgabe) vom Freitag arbeitete Werner zwischen 2001 und 2005 mit dem LKA zusammen. Sie zitiert ein Fax des LKA an das Bundeskriminalamt vom 22. August 2001 – darin seien die Wiesbadener Kriminalisten von ihren Berliner Kollegen gebeten worden, sie vor »Maßnahmen« gegen Werner zu informieren. Solche Absprachen seien üblich bei Anwerbung von Informanten, so die Zeitung. In einem Geheimdokument des Thüringer Verfassungsschutzes vom 30.11.2011, das jW vorliegt, wird Werner als Kontaktmann zum NSU beschrieben. Er »soll damals den Auftrag gehabt haben, ›die drei Skinheads mit Waffen zu versorgen‹«. Eigentlich sollte sich der Ausschuß am Donnerstag mit einer der rätselhaftesten Taten, die dem NSU zugeschrieben werden, befassen. Am 22. April 2007 starb in Heilbronn am Rande der städtischen Festwiese die Streifenpolizistin Michèle Kiesewetter durch Schüsse in den Kopf, ihr Kollege wurde schwer verletzt. Am 7. November 2011, nach dem mutmaßlichen Selbstmord zweier NSU-Mitglieder, wurden die Dienstwaffen der beiden im Wohnmobil der Terroristen in Eisenach gefunden. Doch noch immer steht die Frage nach dem Motiv der Tat, die von den neun Morden an Migranten zwischen 2000 und 2006 abweicht, ungelöst im Raum. Der Patenonkel der ermordeten Beamtin, selbst Polizist und vor 2007 in der Abteilung Staatsschutz beschäftigt, ist früh von einem Zusammenhang zwischen der Tötung Kiesewetters und der Mordserie an Migranten ausgegangen. Er soll der frühere Partner einer Thüringer Beamtin sein, die später wegen des Verrats von Dienstgeheimnissen an Neonazis suspendiert wurde, berichtete Axel Mögelin, Leiter der damaligen Sonderkommission, am Donnerstag den Ausschußmitgliedern. Mit eben jener ehemaligen Polizistin, die unterdessen mit einem Neonazi verheiratet ist, war Michèle Kiesewetter im Jahr 2003 gemeinsam in Ungarn im Urlaub. Der Heilbronner Mord ist immer noch nicht aufgeklärt.