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USA-Stellvertreter: 50 000 neue Saudi-Dschihadisten für Krieg gegen Syrien 

Saudi Arabien rekrutiert bis zu 50 000 Söldner für den verdeckten Nato-Krieg gegen Syrien, den die USA wegen  starker russischer Proteste teilweise nicht direkt sondern über befreundete arabische Gehemdienste wie dem Clan der Sauds unterstützt. 

Laut einem Bericht der Carnegie Stiftung für Internationalen Frieden (Washington) soll Saudi-Arabien den Aufbau einer Söldnerarmee planen. 50000 Mann soll die Truppe umfassen, die in Zusammenarbeit mit Pakistan aufgebaut und trainiert werden soll. Ihre Aufgabe soll angeblich der Sturz des syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad sein, hieß es in einem Bericht des Politikwissenschaftlers Jazid Sayigh. Die Informationen stammen angeblich direkt aus dem saudischen Königshaus. Der Bericht deckt sich mit einem Beitrag des Nahostexperten David Kenner auf der Internetseite der US-Zeitschrift Foreign Policy. Dort heißt es weiter, daß Saudi-Arabien seinen Kampf gegen Syrien auf ein Netzwerk mit Jordanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Frankreich stützt.

Die saudische Interventionsarmee soll zunächst aus zwei Brigaden mit jeweils 5000 Kämpfern bestehen. Unklar ist, ob deren Aufstellung schon begonnen hat. Als Grund für den saudischen Plan macht Sayigh den Streit zwischen Riad und Washington über das Vorgehen in Syrien verantwortlich. Die Saudis hätten ein militärisches Eingreifen der USA in Syrien erwartet, statt dessen würden nur die Chemiewaffenbestände Syriens markiert, versiegelt und zerstört. Auch über den Annäherungskurs Washingtons gegenüber Iran ist Riad verärgert. Dennoch gehören die Amerikaner weiterhin zu den größten Waffenlieferanten an den Golf. Aus Europa haben die Saudis in den letzten Jahren Waffen im Wert von 3,3 Milliarden Euro erhalten. Die besten Geschäfte machte dabei Frankreich mit mehr als zwei Milliarden Euro, gefolgt von Italien (435 Millionen Euro), Großbritannien (328 Millionen Euro) und Deutschland (152 Millionen Euro). Die Zahlen stammen von 2010. In den letzten zwei Jahren sind die europäischen Waffenexporte nach Saudi-Arabien, Katar und in die Emirate deutlich gestiegen.

Saudi-Arabien gilt neben Katar als der wichtigste Unterstützer des bewaffneten Aufstandes gegen den syrischen Präsidenten und seine Führung. Reporter der New York Times hatten ein Jahr lang (Januar 2012 bis März 2013) die Wege der Waffenlieferungen aus Riad und Doha recherchiert. Die meisten Lieferungen gingen demnach über türkische Flughäfen und von dort auf dem Landweg nach Syrien. Riad kaufte große Waffenmengen in Kroatien, von wo sie über Amman an die Aufständischen gingen. Vor wenigen Tagen erst hatte der Reporter des Figaro, George Malbrunot berichtet, daß die Waffenlieferungen an die Aufständischen in Syrien ohne Zustimmung der USA nicht möglich wären. »Die Amerikaner halten den Schlüssel«, schrieb Malbrunot. CIA-Agenten würden mit Kämpfern der Freien Syrischen Armee und mit jordanischen Geheimdienstoffizieren die Waffenkonvois, die per Drohnen aus Jordanien überwacht würden, begleiten. Die Saudis seien »hinter den Kulissen für die Finanzierung und die Lieferung der Waffen aus Osteuropa nach Jordanien zuständig«. Allein 2013 seien auf diesem Weg 600 Tonnen Waffen an die Aufständischen geliefert worden.


Der Konflikt zwischen Saudi-Ara­bien und Syrien hat eine lange Geschichte. Während Saudi-Arabien seit dem Ende des Osmanischen Reiches vor 100 Jahren nach Westen, d. h. nach den USA, ausgerichtet war und zuletzt eine Befriedungsstrategie gegenüber dem palästinensischen Widerstand gegen Israel befürwortet hatte, leistete Syrien nach dem Ersten Weltkrieg Widerstand gegen die französische Mandatsmacht (bis 1946). Später sah sich das Land als Bollwerk des palästinensischen Widerstandes gegen die völkerrechtswidrige Landnahme der Israelis. Einer Aufforderung der Amerikaner, sich 2003 dem Krieg gegen den Irak anzuschließen oder zumindest Landwege und Überflugsrechte für US-Truppen sowie Rückzugsmöglichkeiten zu genehmigen, hatte Baschar Al-Assad sich verweigert. Syrien und Saudi-Arabien beobachteten die politischen Umbrüche in Tunesien, Libyen und vor allem in Ägypten seit 2011 mit Skepsis. Riad hatte allerdings schon früher einen Destabilisierungsplan für Syrien entwickelt, der mit den ersten Unruhen in Deraa aktiviert wurde. Während Beobachter anfangs noch wirtschaftliche Begehrlichkeiten der Saudis gegen Baschar Al-Assad ausmachten, hat der Kampf inzwischen eine deutlich religiöse Färbung angenommen. Salafistische Prediger können ungehindert aus Saudi-Arabien per Satellitenfernsehen den Sturz von Assad fordern und die Alawiten, eine religiöse Strömung des schiitischen Islam, als Ungläubige zum Abschuß freigeben. Assad ist Alawit, mit einer Sunnitin verheiratet und gilt als säkular.

Das saudische Königshaus, das sich als »Wächter der heiligen Stätten des Islam« in Mekka und Medina sieht, wirft Syrien seine strategische Beziehung zum Iran und der libanesischen Hisbollah vor. Riad beansprucht, die wahre Interpretation des Islam zu vertreten. Diesen Alleinvertretungsanspruch sieht das Königshaus gefährdet, seit 1978 im Iran die schiitisch-islamischen Mullahs die Macht übernahmen. Um sich gegen eine Atommacht Iran behaupten zu können, plant Saudi-Arabien offenbar, mit Hilfe Pakistans in die Nuklearindustrie einzusteigen.

inkl. Auszüge aus der JW vom 12.11. 2013 zum Thema 

http://www.jungewelt.de/2013/11-12/020.php